"Routinen und Kontakte geben Sicherheit"
Tipps für Erwachsene
Die empfohlene soziale Distanzierung, die eine Minimierung der sozialen Kontakte auf Medien wie das Internet und Telefon bedeutet, kann die Seele belasten und zu Einsamkeit führen. Dr. Matthias Nörtemann, Chefarzt der Klinik für Psychosomatik in der München Klinik Harlaching, erklärt, wie Erwachsene ihre seelische Gesundheit in der häuslichen Isolation schützen
"Angst ist normal"
Die Menschen im unserem Land erleben die gegenwärtige Situation ganz unterschiedlich. Viele Menschen leiden sehr unter den notwendigen Beschränkungen, aber einige scheinen es zu schaffen, auch in dieser Situation den Kopf über Wasser zu halten und schaffen es auch in dieser Krise, ihr Wohlbefinden aufrechterhalten. In der momentanen Lage ist es vollkommen normal und im Grunde eine gesunde Reaktion, wenn sich vorübergehend Sorgen, Angst oder Ungewissheit einstellen. Umso mehr, wenn durch wirtschaftliche oder auch andere private Faktoren die Stabilität der Lebensumstände gefährdet ist. Angst ist ja letztlich dazu da, uns zu schützen, indem sie uns dazu bringt, Gefahren zu meiden, aber auch Wege aus der bedrohlich erlebten Situationzu suchen. Es stimmt, viele Aspekte kann der einzelne derzeit kaum beeinflussen. Umso wichtiger ist es, in den Bereichen, die wir kontrollieren können, gut für sich und die Menschen, die uns nahestehen zu sorgen.
"Routinen sind Gold wert"
Wenn ich als Fachmann gefragt werde, empfehle ich den Menschen derzeit zwei Dinge. Zum einen: Schaffen oder bewahren Sie Routinen. Ein regelmäßiger Tagesablauf und regelmäßige Tätigkeiten sind in unsicheren Zeiten Gold wert und vermitteln uns Sicherheit. Beginnen Sie jeden Wochentag (auch wenn Sie freigestellt sind) zu einer festen Zeit. Wenn Sie nicht im Home-Office arbeiten, tun Sie irgendetwas regelmäßig – egal ob Gymnastik, Computerspielen oder Lesen. Und bewegen Sie sich, soweit es möglich und erlaubt ist, jeden Tag an der frischen Luft.
Und das Zweite ist vielleicht noch wichtiger: Pflegen Sie Freundschaften und bleiben Sie konsequent mit anderen Menschen in Kontakt. Dabei ist das gute alte Telefon oder ein Video-Chat viel besser geeignet, um mit anderen Menschen auch emotional verbunden zu bleiben, als das Lesen von Beiträgen bei Facebook oder Twitter. Viele Psychotherapeuten bieten Gespräche momentan auch als Video-Sprechstunden an und sind begeistert davon, wie gut und unkompliziert das funktioniert. Man kann sich übrigens auch per Skype aufein Feierabend-Bier oder einen Kaffee treffen. Probieren sie es doch mal aus!
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