Mit Robotern verständigen
Drei Tage Probleme mit Maschinen lösen und Zukunftsvision entwerfen
Künftig werden wir wohl immer häufiger auf "intelligente" Maschinen treffen. Wie müssen wir unser eigenes Denken strukturieren, um uns mit ihnen zu verständigen? Wie beeinflusst unser Denken die Entwicklung von Robotern? Und werden Maschinen eines Tages nicht nur menschliche Tätigkeiten ausführen, sondern Menschen ersetzen? Bei den zweiten Computational Thinking Workdays des Bildungswerks der Bayerischen Wirtschaft (bbw) e.V. sind 18 Schüler der achten bis zehnten Klasse solchen Fragen drei Tage lang nachgegangen.
Strukturiertes Denken
Die Teilnehmer haben sich im Computational Thinking geübt – einer methodisch-strukturierten Denkweise, die Menschen beispielsweise anwenden, wenn sie ein Kochrezept aufschreiben oder einen Lageplan zeichnen. Sie ist die Grundlage der Verständigung mit intelligenten Maschinen. In der Interaktion mit den lernfähigen Industrierobotern „Horst“ und „Panda“ haben die 13- bis 16-Jährigen die Theorie in die Praxis umgesetzt. In der Diskussion untereinander, mit Fachleuten und Gästen entwickelten sie zudem eine Vision für das Zeitalter der intelligenten Maschinen, dessen Beginn wir gerade erleben.
Neues digitales Bildungsprojekt
Die Computational Thinking Workdays finden nach dem erfolgreichen Pilotprojekt im Sommer 2019 nun zum zweiten Mal statt. Sie sind ein Projekt der Bildungsinitiative Technik – Zukunft in Bayern 4.0. Hinter der Initiative Technik – Zukunft in Bayern 4.0 stehen das Bildungswerk der Bayerischen Wirtschaft (bbw) e. V. und die bayerischen Metall- und Elektro-Arbeitgeber bayme vbm sowie das bayerische Wirtschaftsministerium.
Laut Stefanie Hilligweg, Leiterin der Bildungsinitiative beim bbw, rückt die Digitalisierung immer mehr in den Fokus: „Ziel unserer digitalen Projekte ist, Schülerinnen und Schülern Einblick in die digitale Arbeitswelt zu geben. Vor den Computational Thinking Workdays sind bereits die DigiCamps und die Projekte StartApp, Smart City und New Work gestartet.“
Seit 1969 aktiv
Das Bildungswerk der Bayerischen Wirtschaft (bbw) e. V. wurde 1969 von den Bayerischen Arbeitgeberverbänden gegründet und ist gemäß seiner Satzung im gesellschaftspolitischen Auftrag tätig. Die gemeinnützige Organisation ist heute eines der größten Bildungsunternehmen in Deutschland. Unter dem Dach des bbw e. V. sind 17 Bildungs-, Integrations- und Beratungsorganisationen mit rund 10.500 Mitarbeitern tätig – vor allem in Bayern, aber auch bundesweit sowie international in 25 Ländern auf vier Kontinenten. Das bbw bietet sowohl frühkindliche Betreuung, Aus- und Weiterbildung für öffentliche Auftraggeber und Unternehmen als auch ein Studium an der Hochschule der Bayerischen Wirtschaft.
"Es wird morgen schon Alltag sein"
Fabian Bremauer, Head of Academy des MittelstandsCampus, hat die Workdays mit seiner Robotik-Expertise unterstützt:
Die Schülerinnen und Schüler sehen, wie sie mithilfe strukturierten Denkens eigenes Handeln auf den Roboter übertragen können. Das macht einerseits Spaß. Andererseits ist es für die zukünftige Generation im Arbeitsleben essenziell, dass sie strukturiertes Arbeiten via CT frühzeitig erlernen, da die heute neuen Technologien morgen schon Alltag sein werden.
"Für die Wettbewerbsfähigkeit entscheidend"
Dr. Christof Prechtl, stellvertretender Hauptgeschäftsführer der bayerischen Metall- und Elektroarbeitgeber bayme vbm:
Die Digitalisierung verändert unsere Lebens- und Arbeitswelt in atemberaubendem Tempo. Nicht nur privat, sondern auch beruflich werden immer stärker digitale Kompetenzen notwendig. Dass wir junge Menschen in ausreichendem Maße in Computational Thinking schulen und auf die Interaktion mit intelligenten Maschinen vorbereiten, wird für ihre digitale Souveränität und damit auch für die Wettbewerbsfähigkeit der bayerischen Metall- und Elektrounternehmen entscheidend sein. Deshalb unterstützen wir das Projekt gerne als Hauptförderer.
"Verstehen, wie wichtig Moral und Werte sind"
Cristina Beck, Projektleiterin Digitale Bildungsprojekte beim Bildungswerk der Bayerischen Wirtschaft:
Computational Thinking ist eine Zukunftskompetenz. Die Jugendlichen lernen Problemstellungen zu analysieren – und sie verstehen, wie wichtig Moral, Werte und Emotionen in der Entwicklung von intelligenten Maschinen sind. Sie bekommen ein Gefühl dafür, welche beruflichen Kompetenzen sie für die Mensch-Maschinen-Kollaboration brauchen werden.
"Probleme für die Maschinen formulieren"
Markus Rauscher, Informatik-Lehrer, der die Workdays ebenfalls begleitet hat:
Computational Thinking ist eine effiziente Problemlösungsstrategie, die wir auch im Alltag anwenden – oft, ohne uns dessen bewusst zu sein. Zugleich wird es eine Querschnittsaufgabe künftiger Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer sein, denn diese werden tagtäglich Probleme so formulieren müssen, dass Maschinen sie lösen können.
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