"Mir ist wichtig, dass ich mir selbst gefalle"
Wie zufrieden sind wir mit unserem eigenen Körper?
Perfekte Körper auf dem Fernsehbildschirm, Diätprodukte in der Werbung und Bekleidungsläden, in denen statt Größe 40 lieber eine 32 angeboten wird. Schlankheitswahn und Perfektionsdruck waren wohl noch nie so groß wie heute – den Medien sei Dank. In sozialen Netzwerken wie „facebook“ und „Instagram“ sowie Sendungen wie "Germanys next Topmodel" werden gutes Aussehen und ein schlanker, wohlgeformter Körper idealisiert. In Frauenzeitschriften findet man auf der ersten Seite einen Artikel über Selbstliebe, auf der zweiten zehn Übungen für einen flachen Bauch und zuletzt ein Rezept für Cupcakes mit Sahnehaube.
Da ist es kein Wunder, dass gerade junge Frauen ihr eigenes Körperbild hinterfragen. Bin ich eigentlich schön? Hat dieses Mädchen auf dem Urlaubsbild in Facebook nicht einen flacheren Bauch als ich? Wie kann diese Moderatorin nur eine so makellose Haut haben? Fragen wie diese hat sich wohl ein jeder schon einmal gestellt, wenn er das Laptop aufgeklappt oder durch's Fernsehprogramm gezappt hat. Denn Menschen, die nach unserem gegenwärtigen Schönheitsideal als nahezu perfekt gelten, sind in den Medien allgegenwärtig.
Perfektionsdrang und Unzufriedenheit bei dem Blick in den Spiegel sind nicht selten die Folge. Und auch erwachsene Frauen und Männer sind dabei oft kein gutes Vorbild. Ein Bleaching für das perfekte Lächeln, eine kleine Spritze gegen die Sorgenfalten oder ein wenig Fett absaugen damit der neue Bikini gut aussieht – sind doch nur kleine Eingriffe. Und doch beweisen sie: Manche Menschen können sich ein Leben lang nicht mit ihrem Aussehen anfreunden.
Der eigene Körper ist also für Menschen jeder Generation oft ein heikles Thema. Manchmal bewusst, viel öfters wohl unterbewusst. Denn sind wir mal ehrlich: Wenn er könnte, würde doch fast ein jeder mindestens ein kleines Detail an seinem Körper verändern. Bei diesem Wunsch muss man sich jedoch vor Augen halten: Schönheitsideale sind kurzlebig und die eigene Selbstwahrnehmung täuscht oft über die Realität hinweg. Haben sich Schönheitsideale, Perfektionsstreben und Selbstzufriedenheit über die Jahre hinweg verändert?
"Meine Einstellung hat sich verändert"
Die alte Generation: Maria Post, Rentnerin, 78 J.
Ich lebe gerne in meinem Körper und bin mit ihm sehr zufrieden. Geist und Seele bilden mit ihm ja eine Einheit und die kommen gut mit ihm zurecht. Meine Einstellung zu ihm hat sich über die Jahre jedoch ein wenig verändert. Äußere Dinge sind nicht mehr so wichtig – wie es der Gesundheit und der Psyche geht, ist viel bedeutender. Den Druck, perfekt und schön zu sein, spüre ich jetzt nur noch in der Jugend von heute. Sie bekommen ja so genannte „Vorbilder“ dauernd in allen Medien zu Gesicht – das war in meiner Jugendzeit noch nicht der Fall. Fernsehen, dieses vielfältige Angebot an Zeitschriften und natürlich Smartphones und die neuen Medien gab es ja nicht.
Natürlich wollte man auch in dieser Zeit schon schön und „in“ sein, aber nicht unter diesem Druck der Vollkommenheit, die diese „Vorbilder“ uns vorgaukeln. Ich kann mir gut vorstellen, dass dieser Druck bei jungen Menschen zu gesundheitlichen und psychischen Problemen führen kann, wenn sie nicht genug Selbstbewusstsein und Selbstvertrauen haben. Ich glaube, es ist jetzt viel schwieriger, diesem Druck standzuhalten. Dazu bedarf es, in Familie und Gesellschaft gute Voraussetzungen zu schaffen, die der Jugend nachhaltigere Werte vermitteln.
Mein Aussehen - von meiner Jugend bis jetzt - war mir schon immer wichtig, aber es war nie von fremden Vorbildern bestimmt. Vorrang haben auch - gerade heute - Gesundheit und Zufriedenheit.
Von der Gesellschaft würde ich mir mehr Menschlichkeit wünschen. Keine soziale Ausgrenzung und jeden Menschen als Geschöpf Gottes zu sehen, das seinen Platz in der Mitte der Gesellschaft hat..
"Der Drang nach Perfektion hat definitiv zugenommen"
Die mittlere Generation: Jutta K., Krankenschwester, 49 J.
Ich fühle mich sehr wohl mit meinem Körper. Ich empfinde mich als schlank und sportlich – aber nicht perfekt. Im Laufe der Jahre habe ich eine gewisse Gelassenheit entwickelt, was meine „Schönheitsfehler“ betrifft. Ich kann es dankbar als Geschenk betrachten, einen gesunden Körper zu haben. „Unschöne“ Stellen kann man auch mal durch entsprechende Kleidung kaschieren.
Der Schlankheitswahn und Drang nach Perfektion hat aber definitiv zugenommen – nicht nur bei den Frauen, extrem auch bei Männern. In meiner Jugendzeit war das noch nicht so. Es gab auch noch keine Fitnessstudios, wo nur das Aussehen des Körpers so im Focus steht. Das Aussehen definierte man eher über Kleidung oder Haare.
Die Medien tragen meiner Meinung nach den größten Anteil daran, dass der Körperkult so perfektioniert wird. Früher zum Beispiel gab es die Ariel-Waschmittel- Werbung mit der dicken Hausfrau „Clementine“. Sie strahlte Kompetenz für das beworbene Produkt aus und darum ging es auch – um Kompetenz und nicht um ihren Körper. Heutzutage sieht man so etwas nicht mehr in der Werbung.
Der Perfektionsdruck bei jungen Menschen entsteht insofern meiner Meinung nach, weil sie sich selbst zu unkritisch mit Medien, vor allem sozialen Medien wie Instagram oder Youtube, auseinandersetzen. Da passiert es leicht, dass sie sich umso mehr mit andern vergleichen – und dadurch fallen ihnen ihre eigenen Unzulänglichkeiten auf.
Später, wenn man älter ist und mitten im Berufsleben steht, da hat man dann natürlich gar nicht mehr die Zeit für solche Dinge und beschäftigt sich auch nicht mehr so sehr mit seinem Aussehen.
Ich bin dafür, den Menschen in seinem Wesen zu erfassen. Das würde ich mir auch mehr von den Medien wünschen. Dort werden ein schlecht gewähltes Kleid oder Augenringe allzu gerne ins Bild gerückt..
"Es gibt einen großen Perfektionsdruck"
Die junge Generation: Romaeus Hover, Auszubildender bei der Bundeswehr, 20 J.
Ich beschäftige mich sehr mit meinem Körper. Aufgrund dessen, dass ich schon seit einigen Jahren Sport treibe und auch auf meine Ernährung achte, merke ich auch sehr schnell Veränderungen daran. Grundsätzlich bin ich äußerst zufrieden mit meinem Körper – aber natürlich gibt es immer wieder kleine Dinge, die man zu optimieren versucht. Ich finde es allerdings auch wichtig, dass man stets an sich arbeitet. Denn nach der gesellschaftlichen Ansicht schön zu sein, bietet natürlich Vorteile im Alltag, die jeder gerne für sich nutzen würde. Angefangen bei den besseren Chancen bei der Partnerwahl bis hin zum eigenen Wohlbefinden und Selbstbewusstsein. Trotzdem gibt es natürlich auch einen großen gesellschaftlichen Perfektionsdruck. Wichtig ist deshalb, wie man damit umgehen kann. Sich selbst in seinem Körper wohlzufühlen sollte für jeden oberste Priorität haben – auch wenn dieser nicht den gesellschaftlichen Vorstellungen entsprechen mag. Alles in allem ist mir sehr wichtig, dass ich mir selber gefalle. Denn durch die dadurch erlangte Selbstzufriedenheit entsteht meines Erachtens nach gutes Aussehen.
Copyright: Wochenanzeiger Medien GmbH