Meister der Anpassung
Stadtfüchse: Bedrohung oder harmlos?

Die Stadt München gilt als befriedeter Bezirk. Füchse dürfen daher ohne Sondergenehmigung nicht gejagt und in Selbstjustiz getötet werden. (Foto: Miroslav Großer/pixelio.de)
"Die im Stadtgebiet am häufigsten vorkommenden Wildtiere sind Wildkaninchen, Füchse, Seinmarder und Rabenkrähen", heißt es auf dem offiziellen Internetportal der Stadt München. Unter ihnen gilt der Fuchs als anpassungsfähigstes Tier überhaupt. "Während andere Wildtiere durch die zunehmende Urbanisierung verdrängt wurden, findet der Fuchs in begrünten Stadtteilen beste Voraussetzungen", erklärt Judith Brettmeister, Sprecherin des Tierschutzvereins München. "Denn in der Stadt locken nicht nur weggeworfene Essensreste, sondern auch mehr Mäuse, Ratten und Tauben als in freier Natur. Außerdem gilt die Stadt als befriedeter Bezirk. Das bedeutet: Auf die Tiere darf in Siedlungsgebieten nicht geschossen werden." Kein Wunder also, dass Füchse inzwischen auch in Großstädten wie München anzutreffen sind. Ihre genaue Anzahl kann jedoch nur geschätzt werden. Ging man vor ca. fünf Jahren noch von 3.000 Münchner Stadtfüchsen aus, wird ihre Population inzwischen auf rund 5.000 geschätzt.
Gesundheitliche Gefahren?
Während sich viele über die Begegnung mit einem Stadtfuchs freuen, macht der Gedanke an die ungebetenen Gartenbesucher einigen Bürgern Sorgen. "Füchse kamen in Medienberichten meist schlecht weg. Das Aufbauschen von gesundheitlichen Gefahren wie dem Fuchsbandwurm und der Tollwut hat viele Menschen verunsichert", bedauert Brettmeister. "Fakt ist aber: Die Wahrscheinlichkeit einer Infektion mit dem Fuchsbandwurm ist in der Stadt gering und Deutschland ist nach großen Impf-Aktionen mit ausgelegten Fressködern seit fünf Jahren komplett tollwutfrei." Um eine Infektion mit dem Fuchsbandwurm gänzlich auszuschließen, rät die Stadt München auf seinem Internetportal, tote Füchse nicht anzufassen, nach jedem Kontakt mit dem Fell von Hund und Katze sowie nach der Gartenarbeit gründlich die Hände zu waschen und die Haustiere regelmäßig mit Arzneimitteln zu entwurmen. Schließlich sollten Beeren und Gemüse nicht ungewaschen verzehrt werden. Weitere Information zum Infektionsschutz bietet das Referat für Gesundheit und Umwelt unter www.muenchen.de im Internet.
Freund oder Feind?
Vom Fuchs selbst gehe für den Menschen keine Gefahr aus, versichert die Stadt München, denn "unsere heimischen Wildtiere sind im Regelfall nicht aggressiv, so auch der Fuchs. Er greift den Menschen nicht an und versucht, 'Zweibeinern' aus dem Weg zu gehen." Allerdings seien die Berührungsängste in der Stadt geringer als auf dem Land. Was soll man also tun, wenn man den Gartenbesuch dieser Tiere nicht dulden möchte? Judith Brettmeister rät in diesem Fall zur Ruhe und Besonnenheit. "Wichtig ist, alle verfügbaren Nahrungsquellen aus dem Garten zu entfernen, auch Vogelfutter für den Fuchs in unerreichbare Höhe zu hängen und die Mülltonnen gut zu verschließen. Auch sollten Schuhe und Gegenstände, die den Spieltrieb der Tiere wecken, über Nacht weggeräumt werden. Unterschlupfmöglichkeiten und Hohlräume sollten verschlossen werden und wer einen Fuchs beim Graben beobachtet, sollte ihn lärmend verscheuchen und den Tunnel gleich wieder zuschütten. Die Tiere lassen sich auch durch übelriechende Mittel und häufigen Lärm (z.B. Radio) vertreiben. Sind bereits Junge da, so muss man dies von März bin Juni hinnehmen und darf die Tiere nicht stören."
Befindet sich der Fuchs nicht auf dem eigenen Grundstück, so habe man nicht das Recht, ihm in irgendeiner Weise körperlich zu schaden. "Der Tierschutzverein hat Hinweise erhalten, dass in einigen Stadtteilen Füchse samt Jungen angelockt und in Selbstjustiz getötet werden. Das ist eine Straftat, die wir so nicht hinnehmen und zur Anzeige bringen werden!", versichert Judith Brettmeister. "Sollten solche Vorfälle von Bürgern beobachtet werden, bitte sofort bei mir unter der Telefonnummer (089) 92100021 melden!"
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