"Jedes Jahr geht mir das Herz auf"
"Mein bedeutendster Tag 2012 liegt fast auch schon wieder ein ganzes Jahr zurück und ist der 6. Januar. Im Volksmund wird dieser Tag „Heilig Drei König“ genannt. Dieser Tag und die damit verbundene Sternsingeraktion ist für mich nicht nur dienstlich, sondern auch persönlich der bedeutendste Tag des Jahres gewesen.
An diesem Fest durften wir uns der weltweit größten Solidaritätsaktion der Kinder anschließen. Gewänder in allen Farben, Kronen, Turbane, große Sterne werden geschneidert und gebastelt. Weihrauch, Kreide und der Türsegen werden in die Taschen gepackt und dann heißt es: „Auf die Kronen, fertig, los!“ In ganz Deutschland ziehen dann mehrere Tausend Kinder los und bringen den Segen und die Weihnachtsbotschaft in Häuser und Einrichtungen. Mit 20 Kinder und vielen erwachsenen Helfer/innen und Begleiter/innen aus der Gemeinde Christkönig beteiligen wir uns dann an diesem großartigen Projekt der katholischen Kirche und klopfen an vielen Türen an. Wir besuchen Familien zu Hause, gehen in die Krankenhäuser, in die Geburtsklinik und das Sterbehospiz in unserem Stadtviertel. Wir wünschen den Ordensgemeinschaften unserer Gemeinde ein gesegnetes neues Jahr und dürfen unseren Sternsingerspruch in vielen Gaststätten und beim Hockeytunier in der ESV-Halle aufsagen und erfreuen Spaziergänger vor dem Schloss Nymphenburg mit unserem frohen Gesang.
Überall schreiben wir mit der gesegneten Kreide das Codewort 20 C+M+B 13 an und erklären, das es wohl an Casper, Melchior und Balthasar erinnert, aber eigentlich ein lateinischer Segensspruch ist: Christus mansionem benedicat – Christus segne dieses Haus. Was gibt es Schöneres, als diesen Wunsch zu den Menschen zu tragen. Hinein in unsere Welt, die nichts nötiger hat, als ein paar gute Worte, die aufrichten, Trost geben und dazu ermutigen wollen, das neue Jahr in dieser Zuversicht „in die Hand zu nehmen“ und zu hören: „Da gibt es Menschen, die mir zur Seite stehen, eine Gemeinschaft und ein Glaube, der mich trägt und hält.“ Und dies macht diesen Tag so bedeutend, so einmalig für mich. Jedes Jahr neu geht mir das Herz auf, wenn die Kinder mit ihrer Freude und Lebendigkeit losziehen und diese frohe Botschaft in unser Stadtviertel Nymphenburg tragen.
Und dieser Tag ist so bedeutend für mich gewesen, weil wir mit der Sternsingeraktion einen neuen Rekord aufstellen konnten und die Kinder die stolze Summe von 4.162,85 Euro gesammelt haben. Mit diesem Geld unterstützen wir ein konkretes Projekt des Kindersmissionswerkes, das in Deutschland für diese Aktion zuständig ist. Das Geld kommt direkt Kindern aus armen Familien in Uganda zugute, um ihnen einen Schulbesuch zu ermöglichen. In vielen Familien sind dort Vater oder Mutter, oft auch beide Eltern, an Aids gestorben. Diese Kinder werden durch unsere Spende begleitet und unterstützt, da sie sonst keine Chance auf eine Schul- oder Berufsausbildung hätten. Das gleiche Projekt haben wir auch mit vielen anderen Aktionen in der Gemeinde während des Jahres unterstützt. Einige Familien haben sogar Patenschaften übernommen. Bedeutend ist dieser Tag auch für mich deshalb, weil die Kinder, die bei dieser Aktion mitmachen, selbst auf Geld verzichten, auch wenn es immer wieder aufmerksame Leute gibt, die ihnen direkt etwas zustecken wollen oder sagen, die 50 Euro sind für euch. Das ganze Geld – so unsere Abmachung – kommt in die Sternsingerkasse. Nur die Süßigkeiten, die landen in der großen Kiste, die am Abend dann redlich aufteilt wird, damit keiner zu kurz kommt. So lernen die Kinder schon früh aufeinander zu schauen, sich für andere einzusetzen. Sozusagen eine Lebensschule, eine Einführung in eine Kultur des Aneinander-Denkens und Füreinander-Sorgens. Ich persönlich glaube, dass dieser Blick über den eigenen Tellerrand hinaus, die beste Grundlage für ein gelingendes Leben ist, die wir unseren Kindern mitgeben können. Früh lernen sie so schon, was der alte Sternsingerspruch bedeutet: „Wer Frieden hält im eigenen Haus, trägt Frieden in die Welt hinaus."
Vieles könnte ich noch erzählen, warum dieser Tag so bedeutend ist. Wer am 6. Januar zu den Gottesdiensten in die Christkönigkirche kommt, kann selbst erleben und erfahren, was ich meine, denn dieser besondere Tag kommt jedes Jahr wieder. So freue ich mich schon wieder darauf und bin mir sicher, Sie werden mir zustimmen: Das ist ein toller Tag, ein bedeutender Tag - nicht nur mich!"
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