Einer nach dem Anderen
Mit "Reißverschluss" geht's für alle zügiger
Wenn die Straße enger wird, kommt das Reißverschlussverfahren zur Anwendung: Es trägt maßgeblich dazu bei, den Verkehrsfluss zu erhalten. Doch was in der Theorie gilt, führt in der Praxis immer wieder zu Konflikten.
Ob Baustelle, Unfall oder Ende einer Ausbaustrecke: das Reißverschlussverfahren ist auf Straßen mit mehreren Fahrstreifen immer dann angesagt, wenn ein Fahrstreifen nicht durchgängig befahren werden kann oder ganz endet. Laut Straßenverkehrsordnung ist "den am Weiterfahren gehinderten Fahrzeugen der Übergang auf den benachbarten Fahrstreifen" zu ermöglichen - und zwar so, dass sie sich jeweils im Wechsel nach einem Fahrzeug einordnen können, das auf dem durchgehenden Fahrstreifen fährt.
Wann die Spur wechseln?
Nach Beobachtungen des Auto Clubs Europa (ACE) ist das Reißverschlussprinzip beim Wegfall einer Fahrspur immer noch nicht fest in den Köpfen aller Verkehrsteilnehmer. Entweder wechseln Autofahrer zu früh auf die Nebenspur oder blockieren Wechsler. Dies beeinträchtigt den Verkehrsfluss insgesamt.
In der Praxis entzünden sich Konflikte immer wieder daran, an welcher Stelle die Fahrzeuge der endenden Fahrspur am besten einfädeln. Aber auch dies hat der Gesetzgeber klar geregelt: So sollen sich die Fahrzeuge "unmittelbar vor Beginn der Verengung" einordnen.
Wer sich hingegen schon mehrere hundert Meter vor dem Ende des Fahrstreifens versucht einzufädeln verschenkt Platz und kann im schlechtesten Fall sogar einen Stau verursachen oder verlängern.
"Zügiger und stressfreier für alle geht es, wenn Autofahrer, die sich auf der Spur mit dem Hindernis befinden, auf dieser bleiben und sich erst unmittelbar vor Ende des Fahrstreifens abwechselnd hintereinander auf der weiterführenden Spur einfädeln", sagt ACE-Sprecherin Anja Smetanin. "Gegenseitige Rücksichtnahme ist auch hier oberstes Gebot."
Wer vorfährt, macht es richtig
"Natürlich dürfen sich Fahrzeuge schon davor einfädeln, aber das ist wenig sinnvoll", stimmt Unfallexperte Luigi Ancona zu. "Dabei wird viel Platz verschenkt und je nach Verkehrsaufkommen kann ein Rückstau entstehen oder sich verlängern." Autofahrer sollten wissen, dass sie nur direkt vor der Verengung Anspruch aufs Einfädeln haben, weil das Reißverschlussverfahren nur hier greift. "Der Fahrstreifen, der endet, soll bis zum Schluss ausgenutzt werden. Autofahrer, die bis zum Hindernis vorfahren, verhalten sich also korrekt", betont der Experte.
Konflikte lassen sich vermeiden
Allerdings sollte man, wenn das Ende der eigenen Fahrspur absehbar ist, seine Geschwindigkeit an die der Fahrzeuge des durchgehenden Fahrstreifens anpassen, um ein flüssiges Einfädeln zu ermöglichen. Autofahrer sollten nicht nur den Blinker setzen, sondern auch darauf achten, ob der Fahrer nebenan genügend Platz zum Wechseln der Fahrspur lässt, und sich gegebenenfalls per Blickkontakt verständigen. Oft hilft es auch, schon im Vorfeld versetzt zu den Fahrzeugen auf dem durchgehenden Fahrstreifen zu fahren, um deutlich zu machen, in welche Lücke man einfädeln möchte.
Auch bei der Zusammenführung von Fahrspuren hilft außerdem der Sicherheitsabstand zum Vorausfahrenden. Vor allem bei höheren Geschwindigkeiten ist das wichtig, damit ein Anhalten möglich ist, wenn das vorausfahrende Fahrzeug plötzlich bremst
An der Autobahn ist es anders
Und: Keine Regel ohne Ausnahme. Das Reißverschlussverfahren gilt nicht immer, wenn ein Fahrstreifen endet. Zum Beispiel nicht auf dem Einfädelungsstreifen an Autobahnauffahrten. Hier hat selbstvertsändlich der Verkehr auf der durchgehenden Fahrbahn Vorfahrt hat. Der Einfädelnde hat keinen Anspruch, dass ihm die Fahrzeuge auf der Autobahn Platz machen, sondern muss eine entsprechende Lücke abwarten.
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