„Du kannst das!“
Wir alle wollen eine geschlechtergerechte Arbeitswelt. Wenn Sie – wie die „gute FeeF im Märchen – mit einem Fingerschnippen drei Dinge in Beruf, Schule, Familie, Gesellschaft oder Politik sofort ändern könnten: Was würden Sie tun, um für ein bisschen mehr Fairness unter den Geschlechtern zu sorgen?
Wir brauchen dringend Fachkräfte in vielen Berufen: Technik, Informatik, Pflege, Gesundheit, Kinderbetreuung, Schule – na, wen haben Sie sich beim Lesen jeweils vorgestellt? Wir brauchen alle, Männer, Frauen, queere Menschen – ganz egal! Wir müssen wir uns schon ganz von Anfang an um eine gute, geschlechterunabhängige Ausbildung der Kinder kümmern. Unsere Sprache vermittelt ganz früh, „wer was machen darf“: Ingenieur, Manager, Arzt, aber Krankenschwester, Lehrerin. Ich bin fest davon überzeugt, dass sich solche Bilder einprägen und es kostet nichts, schon hier anzusetzen und auf die Sprache zu achten.
Im Kindergarten sollen alle Fußballspielen, werken, kochen und tanzen dürfen, die es wollen. In der Schule brauchen wir eine geschlechtsunabhängige Förderung aller Fächer – egal, ob Sprachen, Chemie oder Mathematik. Wo es große Unterschiede gibt, muss man versuchen, Interesse zu wecken. Leider sind im Landkreis München soeben die MINT-Programme, die ganz besonders auch Mädchen gefördert und den Übergang von der Schule zum Beruf begleitet haben, gekappt worden.
Gleiche, diskriminierungsfreie Lohnverhältnisse werden wir nur mit Entgelttransparenz erreichen. Prekäre Arbeitsverhältnisse, die Frauen und Männern keine Rentenabsicherung geben, darf es nicht mehr geben. Hetze und Gewalt gegen Frauen, ob am Arbeitsplatz oder zuhause, muss konsequent verfolgt und bestraft werden. Soziale Berufe müssen viel besser bezahlt werden.
Eine politische Vertretung in den Gremien, also Gemeinderat, Landtag, Bundestag, die dem tatsächlichen Anteil an der Gesellschaft entspricht, würde eine gerechtere Politik gestalten. Das ist aber nur mit Quoten zu erreichen – denn das Gegenteil haben wir nun lange genug ausprobiert. Gerade in der Krise erleben wir die Gefahr, dass die Kinderbetreuung und der Haushalt wieder an den Frauen hängen bleiben – mit dem Argument, sie verdienten weniger. Also ein Teufelskreis.
Als gute Fee würde ich mehrmals schnippen. Ich würde mehr männliche Lehrkräfte in die Schulen zaubern. Ich würde mehr Frauen in Vorstandsetagen und die Parlamente zaubern. Ich würde allen Mamas und Papas tatsächlich Elternzeit und Teilzeit ermöglichen, damit sie sich die Familien- und Hausarbeit teilen können. Und natürlich würde ich mit einem Streich die Gehaltszettel der Frauen von denen der Männer kopieren.
Hand aufs Herz: Können Sie sich für Ihre Position/Tätigkeit eine Frau als Nachfolgerin vorstellen?
Freilich kann mein*e Nachfolger*in ein Mann, eine Frau oder eine queere Person sein. Sie muss sich für die Menschen einsetzen und mit Herz und Verstand bei der Sache sein, das alleine zählt.
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