"Das dichte Straßennetz wird ihnen zum Verhängnis"
Wer möchte helfen, Amphibien zu schützen?
Wenn die Temperaturen milder werden und die Nächte frostfrei bleiben, erwachen Kröten, Molche und Frösche aus ihrer Winterstarre und begeben sich auf eine oft mehrere Kilometer lange Wanderung. Ihr Ziel: geeignete Gewässer, in denen sie sich fortpflanzen können. Dieses jährlich wiederkehrende Phänomen ist auch unter dem Begriff "Amphibienwanderung" bekannt.
"Verschiedene Arten treten ihren Weg zu unterschiedlichen Zeiten an. Als erstes begeben sich Grasfrösche und Erdkröten auf den Weg, Teich- und Seefrösche hingegen wandern erst später los", erklärt Judith Brettmeister vom Tierschutzverein München. "Die Dauer variiert von Art zu Art von wenigen Tagen bis hin zu Monaten, denn Kälte und Trockenheit können für Unterbrechungen sorgen. In der Regel sind die Tiere meist in der Dämmerung und nachts unterwegs."
Rettung vor dem Straßentod
Doch etliche der Amphibien erreichen ihr Ziel nicht. "Das dichte Straßennetz wird ihnen zum Verhängnis", bedauert die Tierschützerin, "denn die Tiere müssen auf ihrer Wanderschaft oft stark frequentierte Fahrbahnen überqueren. Untersuchungen haben ergeben, dass schon bei einer Verkehrsdichte von 60 Autos pro Stunde 90 Prozent der wandernden Tiere überfahren werden." Gerade im direkten Umfeld von Laichgewässern könne die Anzahl an überfahrenen Tieren so groß werden, dass die Existenz der ganzen Population auf dem Spiel stehe. "Das Risiko auszusterben wird bei den sowieso schon seltenen Arten extrem erhöht."
Um dies zu verhindern, bemüht sich der Bund Naturschutz (NABU) jedes Jahr, durch Schutzzäune den Straßentod der Amphibien zu verhindern. Allein in Bayern retten Ehrenamtliche etwa eine halbe Million Amphibien.
Wie das funktioniert, erklärt Judith Brettmeister: "Bei den Schutzzäunen handelt es sich um ca. 50 Zentimeter hohe undurchsichtige Kunststofffolien, die parallel zur Straße aufgebaut werden. In regelmäßigen Abständen sind Fangeimer ebenerdig eingegraben. Beim Versuch, das vermeintliche Hindernis zu umgehen, fallen die Amphibien in die Eimer. Die so gefangenen Tiere werden nach Anzahl, Art und Geschlecht registriert und auf der gegenüberliegenden Straßenseite wieder freigelassen."
Wer möchte helfen?
Die Schutzmaßnahme sei zwar effektiv, aber auch betreuungsintensiv: "Krötenzäune müssen mindestens einmal täglich kontrolliert und die Fangeimer entleert werden." Auch die Registrierung der Tiere sei zeitaufwändig, jedoch notwendig für die mögliche Planung einer dauerhaften Schutzanlage in Form eines Krötentunnels. "Bei starker Wanderaktivität können auch mehrmalige Leerungen notwendig sein. Aber mit vielen helfenden Händen ist das alles gut machbar", fasst die Tierschützerin zusammen.
Wer bei der Rettung der Amphibien helfen möchte, kann sich beim NABU-Infotelefon unter 030284984-6000 erkundigen, wo Schutzzäune für wandernde Amphibien aufgebaut werden und wo Hilfe benötigt wird. Auch die Kreisgruppe München in der Pettenkoferstraße 10a gibt unter Tel. (089) 5156760 oder per Mail an info@bn-muenchen.de gerne Auskunft dazu. Weitere Infos zum Amphibienschutz gibt auch auch unter www.bn-muenchen.de im Internet.
Copyright: Wochenanzeiger Medien GmbH