Bienen und Insekten eine Heimat geben
Jeder kann etwas für mehr Insekten tun, sagt MdL Ruth Müller
Ende April hat sich die EU dazu entschlossen, den Einsatz sogenannter Neonicotinoide künftig zu verbieten. „Schon seit langem ist bekannt, dass diese Insektizide insbesondere bei Wild- und Honigbienen, aber auch Hummeln und Schmetterlingen schwerwiegende Schäden verursachen", stellt die imkereipolitische Sprecherin der SPD-Landtagsfraktion, Ruth Müller, fest. Ein Verbot der Neonicotinoide stand bei den Imkern ganz oben auf der Wunschliste an die Politik. Die Politik kann die Rahmenbedingungen für eine bessere Unterstützung der Imker setzen, so beispielsweise durch Förderprogramme wie „Imkern an der Schule“ oder die Wildlebensraumberatung.
Alle können etwas bewirken
"Unterstützung für die Imker kann muss es auch vor Ort geben", so Müller. Sie sieht Landwirte, Haus- und Gartenbesitzer, Kommunen, Balkonliebhaber und Verbraucher gleichermaßen in der Pflicht. "Das beginnt mit einer umweltverträglichen Landwirtschaft, die Raum lässt für Bienen und andere Insekten und Rücksicht nimmt bei der Wahl des Zeitpunkts für das Ausbringen von Spritzmitteln und den richtigen Mähzeitpunkt" so Müller. Sie fordert den Anbau von blühenden Energiepflanzen und die Pflege von Randgehölzen, die auch dann Nahrung geben, wenn der Raps noch nicht blüht oder bereits verblüht ist.
"Wir brauchen Kommunen, die bei der Bauleitplanung Grünflächen nicht monoton gestalten. Dazu braucht es aber auch Bürger, die Verständnis dafür haben, dass Gräser am Wegesrand wachsen und nicht jeder Straßenrand klinisch rein wirken muss."
Es muss nicht immer ein Bienenvolk sein
Die neue Unsitte, Gärten baum- und grünfrei mit Granitsplit zu gestalten und als einziges lebendes Element einen Sprudelstein hineinzustellen, habe auch Auswirkungen auf das Nahrungsangebot der Bienen und Insekten und ihr Überleben.
Zum Glück sei Imkern "in" geworden. Es gebe wieder mehr Menschen, die mit eigenen Bienenvölkern einen Beitrag für mehr Natur und Biodiversität leisten wollen. Doch nicht jeder, der etwas für die Bienen tun möchte, muss sich ein eigenes Volk anschaffen. Genauso wichtig ist es, sein eigenes Umfeld bienen- und insektenfreundlich zu gestalten, ein Wildbienen-Hotel aufzustellen und den Honig für das Frühstücksbrot beim Imker vor Ort zu beziehen, sagt Müller.
Lebenswichtige Insekten
Insekten bestäuben fast alles
Rund 80 Prozent der 2.000 bis 3.000 heimischen Nutz- und Wildpflanzen werden von Bienen, Wildbienen und Hummeln bestäubt.
Pflanzen würden aussterben
In Deutschland existieren neben der Honigbiene rund 570 Wildbienenarten, die sehr wichtige Aufgaben erfüllen: Honigbienen können nicht alle Arten von Pflanzen bestäuben. Für sehr kleine Blüten sind die Honigbienen zu groß, für andere ist ihr Rüssel zu kurz. Wenn es keinen Platz für Falter, Wildbienen und Fliegen gibt, sterben diese Pflanzen aus.
Der Mensch ist abhängig
Der Mensch ist mit seinem Nahrungsmittelbedarf abhängig davon, dass die Bienen und Insekten ihre Lebensgrundlagen behalten. Denn wenn die Zahl und die Vielfalt der Bestäuber zurück gehen, werden die Nutzpflanzen eine geringere Ernte abwerfen.
Wirtschaftlicher Nutzen
Das Bundeslandwirtschaftsministerium schätzt den wirtschaftlichen Nutzen durch die Bestäubung nur durch die Honigbienen auf etwa zwei Milliarden Euro jährlich. Das übersteigt den Wert der Honigproduktion um das 10- bis 15-fache.
Insekten sorgen für zwei Drittel mehr Obst
Ohne die Insektenbestäubung wären die im Anbau erzielten Erlöse im Schnitt 41 Prozent geringer. Bei Äpfeln, Birnen, Kirschen oder Pflaumen gibt es durch die Bestäubung der Blüten durch die Insekten rund 65 Prozent mehr Ertrag.
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