„Anerkennung finden“
20-jähriges Jubiläum: diakonia ist einer der größten Integrations- und Beschäftigungsbetriebe Münchens
„Jeder Mensch ist einmalig, jeder Mensch hat etwas Besonderes beizutragen – und für alle gibt es bei uns einen unverwechselbaren Arbeitsplatz“, sagt Dieter Sommer, Geschäftsführer der diakonia GmbH. „Bei diakonia versuchen wir seit 20 Jahren erfolgreich, diese Schätze zu heben.“ Viele Talente und Potentiale blieben auf der Strecke, weil kaum jemand einen zweiten Blick riskiere. „Dabei profitieren wir alle davon, wenn diese besondere Vielfalt in unserem sozialen Leben und betrieblichen Geschehen ihren Niederschlag findet. Zuallererst gewinnen die Menschen selbst, wenn sie sich einbringen können und für ihre Leistung Anerkennung finden. Wenn soziale Ausgrenzung nicht mehr in den eigenen Köpfen oder den Köpfen der Anderen stattfindet.“
Seit 20 Jahren engagiert sich die diakonia im Bereich der beruflichen Integration. In diesen zwei Jahrzehnten hat sie sich zu einem der größten Integrations- und Beschäftigungsbetriebe in der Landeshauptstadt München entwickelt. Die gemeinnützige Organisation wurde 1996 von der Inneren Mission und dem Evangelisch-Lutherischen Dekanat München gegründet. „Wir schaffen für Menschen in schwierigen Lebenslagen oder mit Behinderung Arbeitsplätze“, erklärt Unternehmenssprecherin Katja Pfeifer. „Ziel ist es, Menschen zu stärken, ihnen eine berufliche Orientierung zu geben, sie zu qualifizieren und auszubilden.“
diakonia hat mit "diakonia secondhand" (Sammlung, Sortierung und Verkauf von Textil- und Sachspenden), dem diakonia Malerfachbetrieb sowie "diakonia inhouse" (Kita-Bewirtung und Hauswirtschaft) drei große Betriebe mit 400 Arbeitsplätzen. Mittlerweile hat sich diakonia zu einem mittelständischen Betrieb entwickelt, mit einem Jahresumsatz von knapp zehn Millionen Euro.
„Stärken und Potentiale erkennen“
Diverse Beratungsangebote wie etwa das IBZ Beruf Mitte sind ebenfalls wichtiger Bestandteil der Arbeit von diakonia. „Hier finden langzeitarbeitslose Menschen mit erschwerten Zugangsvoraussetzungen zum allgemeinen Arbeitsmarkt Hilfe bei der Erkennung ihrer Stärken und Potentiale“, sagt Katja Pfeifer. „Viele Langzeitarbeitslose sind verunsichert und erkennen gar nicht mehr ihre Potentiale. Gemeinsam werden Perspektiven und neue Wege erarbeitet und gleichzeitig die berufliche und soziale Integration gefördert.“ Grundsätzlich gehe es in allen Bereichen von diakonia darum, den Menschen einen Ort sinnvoller und wertschöpfender Arbeit zu bieten, an dem Fähigkeiten (wieder-)entdeckt und weiter entwickelt werden können. Daneben gibt es noch etliche weitere Beratungsprogramme wie das Münchner Arbeitslosenzentrum (MALZ), die Sozialberatung diakonia KASA, diakonia Karla Start und diakonia Betriebliche Sozialberatung.
„Wir bieten auch eine betriebliche Ausbildung mit anerkanntem Abschluss an“, betont Katja Pfeifer. „Betriebliche Umschulung“ nennt sich dieses Programm, in dem die Berufe Kaufmann für Büromanagement, Fachkraft im Gastgewerbe, Hauswirtschafter, Kaufmann im Einzelhandel, Maler und Lackierer sowie Verkäufer erlernt werden können. „Die Umschulung dauert zwischen 16 und 24 Monaten und ist auch in Teilzeit möglich“, so die diakonia-Unternehmenssprecherin weiter. Das Ganze richtet sich an Menschen, die Arbeitslosengeld II beziehen, über 25 Jahre alt sind, keinen Berufsabschluss beziehungsweise lange nicht mehr in ihrem Beruf gearbeitet haben. „Uns geht es grundsätzlich darum, Menschen in Arbeit zu bringen. Gerade dann, wenn sie einen bunten Lebenslauf und ein psychisches oder physisches Handicap haben.“
Fünf Jahre "kaufhaus" in der Dachauer Straße 192
Eine diakonia-Erfolgsgeschichte ist auch das "kaufhaus", das seit fünf Jahren seinen Sitz in der Dachauer Straße 192 hat. „Gute Ware für wenig Geld“ lautet das Motto in der Einkaufswelt. „Bei uns im 'kaufhaus' finden auch Leute mit einem kleinen Geldbeutel etwas“, erzählt Andreas Beutl, Erstverkäufer in der Möbelabteilung. „Das ist ein schönes Gefühl.“ Auf über 1200 Quadratmetern, verteilt auf zwei Etagen, lädt das "kaufhaus" zum Bummeln und Stöbern ein. Verkauft werden Porzellan, Bücher, Möbel sowie Kleidung für jedermann. Die gesamte Ware wurde gespendet und deren Verkauf unterstützt die Arbeit von diakonia. „Alle gespendeten Dinge werden sorgfältig gesichtet, kontrolliert und gegebenenfalls auch repariert“, erklärt Katja Pfeifer. „Durch die Spenden werden unter anderem die Arbeitsplätze gesichert.“
Kuriositäten aus dem "kaufhaus"-Alltag
Ursprünglich eröffnet wurde das Gebrauchtwarenhaus 1999 in der Landshuter Allee. „Wenn man nur lange genug im diakonia 'kaufhaus' gearbeitet hat, hat man irgendwann genug wilde Geschichten erlebt, um ein ganzes Buch zu schreiben“, erzählt Andreas Beutl. „Ob mit dem Feuerwehrauto, einem Leichenwagen oder einem 30-Tonnen-Lkw: es gibt viele Möglichkeiten, um bei uns die soeben günstig erstandenen Möbel abzutransportieren. Oder man lässt die 85-jährige Oma einfach für drei Stunden bei uns sitzen, weil nach dem Einkauf im Fahrzeug kein Platz mehr war“, so der 41-Jährige. „Wir haben der alten Dame dann einen Kaffee und ein Glas Wasser angeboten und ein paar Sachen zum Lesen gegeben. Wir haben ja alles da.“
Andreas Beutl, der seit fünf Jahren im "kaufhaus" arbeitet, hat noch mehr Anekdoten auf Lager. „Es gab schon Leute, die wollten unsere Feuerlöscher, die Schaufensterpuppen oder gleich die ganze Theke samt Kassen kaufen. In einer besonders hektischen Phase ist es sogar schon mal passiert, dass der Kinderwagen einer Kundin versehentlich verkauft wurde, weil er unbewacht herumstand. Zum Glück war das Baby nicht drin“, meint er schmunzelt. „Andere Kunden übersehen unser winziges Kaufhaus in der Dachauer Straße und fahren gleich mit dem Auto in die Scheibe. Alles schon vorgekommen.“
Für Secondhand-Kleidung gibt es außerdem noch mehrere diakonia-Läden in der Stadt, etwa das "kleidsam" in der Blutenburgstraße, dass dort seit zwölf Jahren seinen Sitz hat. Seit Herbst 2014 versorgt diakonia im Auftrag des Sozialreferats der Landeshauptstadt und der Inneren Mission München Geflüchtete mit Kleidung. Hierzu betreibt die gemeinnützige Organisation zwei Kleiderkammern sowie eine Textilspenden-Sortierung.
Weitere Informationen können im Internet unter www.diakonia.de abgerufen werden.
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