220 Wohnungen und drei hohe "Punkte"
Ein neues urbanes Quartier soll auch das industrielle Erbe bewahren
Auf den Brachen ehemaliger Bürogebäude und des Betonwerkes soll zwischen Machtlfinger und Geisenhausenerstraße, Boschetsrieder und Helfenriederstraße ein neues Stadtquartier entstehen. Entlang des ehemaligen Indsutriegleises soll es für jedermann durchgängig werden. Neben gewerblichen Nutzungen sind Wohnungen mit Kindertageseinrichtungen sowie Einzelhandel und Gastronomie vorgesehen. Die Entwicklung soll laut Stadtverwaltung dem Wohnungs- und Büroraumdruck entgegenwirken und gleichzeitig zur Revitalisierung des Gewerbebandes beitragen.
Im Stadtrat wurden nun die Ergebnisse des im Juli 2019 durchgeführten Workshops präsentiert. Außerdem wurde das städtebauliche und landschaftsplanerische Gesamtkonzept für die Neustrukturierung der Gewerbeflächen bekanntgegeben. Aus zunächst sieben Arbeiten aus dem Workshop waren zwei Entwürfe - der eines Büros aus der Schweiz und der eines dänischen Architekturteams - zuammengeführt worden.
Gleistrasse wird "Achse" für alle
Herzstück des gemeinsamen Entwurfes ist ein zentraler Platz im neuen Quartier, umrahmt von drei hohen Gebäuden im Osten, die das Gelände einmal städtischer aussehen lassen sollen. Das ehemalige Gleisband soll als "breite Achse" mit "fließender Einbindung der unterschiedlichen Freiraumsequenzen der Gebäudezwischenräume" gestaltet werden, so die Stadtplaner. Sprich: Die Trasse soll ein öffentlicher Durchgang werden, den jedermann benutzen kann. Entlang dieser Achse bis zum zentralen Platz sollen Elemente für Spiel und sportliche Aktivitäten für Kinder und Erwachsene sowie auch kleinere Bereiche als Treffpunkte angelegt werden.
Das ehemalige Betonwerk repräsentiere das Erbe der ehemaligen Industrieflächen in Obersendling und habe identitätsstiftenden Charakter, so die Stadtplaner. Die alte Halle wird im Entwurf von einem Anbau im Norden und einem Aufbau ergänzt. Teile der Kranbahn des Betonwerks sollen erhalten werden. Die Workshop-Jury hat insgesamt den "sorgsamen Umgang mit der Charakteristik des Bestandes" an dem jetztigen Entwurf gelobt.
Die Hälfte bleibt unbebaut
Der Entwurf hält die Vorgaben des Stadtrates zur Bebauung ein: Es sollen höchstens 220 Wohnungen plus dafür nötige Krippe / Kita entstehen. Die neuen Gebäude sollen höchstens acht Stockwerke haben, um sich in die bestehende Umgebung einzufügen. Das vom Stadtrat gewünschte Bürohochhaus wurde um zwei "Hochpunkte" - damit sind weitere Gebäude gemeint - ergänzt. Trotz der Erhöhung der angestrebte Geschossfläche von etwa 135.000 auf rund 154.000 Quadratmeter bleibt laut Entwurf etwa die Hälfte des Geländes frei von Bebauung. Motorisierter Verkehr soll nur an den Quartiersrändern zugelassen werden.
Wie geht's weiter?
Vieles ist in dem Entwurf offen geblieben. So wurde u.a. nicht festgelegt, welche Gebäude wie genutzt werden sollen. Das Ergebnis des Workshops wird nun Grundlage der weiteren Planung sein. Dabei will die Stadt u.a. die Dimensionierung der künftigen Baukörper "eingehend betrachten" und insbesondere die vorgeschlagene Hochhäuser im Hinblick auf die Bebauungsdichte und auf ihre Folgen für das Viertel ringsum prüfen.
"Wir wollen dies als Chance nutzen"
Die örtliche Stadträtin Veronika Mirlach (CSU) will, dass das Votum der Bürger einfließt. Sie sagt:
"Auf dem ehemaligen Siemensgelände und seiner Umgebung entsteht praktisch ein neuer Stadtteil. Wir wollen dies als Chance nutzen für den gesamten Stadtbezirk - in der modernen Verbindung von Wohnen und Gewerbe, in der Schaffung neuer, qualitätsvoller öffentlicher Räume und in der Entwicklung einer guten Infrastruktur. Wichtig ist uns, dass wir diesen Weg zusammen mit den Bürgerinnen und Bürgern gehen - und vorsorglich gesagt: und anschließend ihr Votum nicht außer Acht lassen."
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