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Rubrik: Gesamt · Stadtteil: München
"Zunächst nicht anfassen"
Jungen Wildtieren nur helfen, wenn nötig
Langsam aber sicher rückt der Frühling näher. Vereinzelt können bereits Jungtiere heimischer Tierarten wie Rehe, Eichhörnchen, Wildkaninchen, Feldhasen oder Vögel beobachtet werden. "Das Tierheim wappnet sich schon jetzt für die typische Wildtierflut im Frühling",sagt Judith Brettmeister, Sprecherin des Tierschutzvereins München. Mehrere hundert Wildtiere werden jährlich in der Riemer Straße aufgenommen, medizinisch versorgt, aufgepäppelt und später wieder ausgewildert. "Diese hohe Zahl kommt nicht unbedingt deshalb zustande, weil die Tiere wirklich Hilfe brauchen: Viele Menschen sehen verlassene Jungtiere, wollen helfen und greifen sofort ein. Dabei ist das Muttertier vielleicht gerade nur auf Nahrungssuche und würde bald zurückkehren." Das Jungtier werde also fälschlicherweise "gerettet" und dadurch von der Mutter getrennt – was mehr schade als nütze. "Meist endet das damit, dass unsere Wildtierpfleger die Kleinen sehr umständlich per Hand aufziehen müssen. Das ist ein wahrer Knochenjob, denn Wildtierbabys benötigen alle paar Stunden etwas zu fressen", so Brettmeister.
"Erst beobachten"
"Wer auf ein Jungtier stößt, sollte es zunächst nicht anfassen, sondern nur in einem ausreichenden Abstand beobachten", rät die Tierschützerin. In der Regel finde das Junge wieder zur Mutter – oder umgekehrt. "Eine Ausnahme stellen nackte Jungvögel dar, die aus dem Nest gefallen sind. Diese sollten – soweit unversehrt – wieder ins Nest zurückgesetzt werden. Befiederte Jungvögel, die noch nicht fliegen können und am Straßenrand herumhüpfen, sollte man hingegen an einen sicheren Ort, z.B. zu einem Gebüsch in der Nähe bringen. Sie werden dort von den Alttieren weiterversorgt."
Das Gerücht, Elterntiere würden sich am menschlichen Geruch stören und das Jungtier verstoßen, kann Brettmeister nicht bestätigen. "Bei den meisten Säugetieren spielt das keine Rolle. Irrtümlich mitgenommene Rehkitze oder Hasen können auch noch bis zu 48 Stunden später an den Fundort zurückgebracht werden – die Mutter sucht aktiv in der Umgebung und findet ihr Junges dann dort wieder. Dies sollte man dann allerdings auch beobachten, für den Fall, dass dem Muttertier wirklich etwas zugestoßen ist."
Wann eingreifen?
"Prinzipiell gilt: Ist das Jungtier verletzt, krank oder augenscheinlich nicht in der Lage alleine zu überleben, ist rasche Hilfe notwendig. Allerdings sollten sich Laien auf keinen Fall daran versuchen, die empfindlichen Jungtiere, die meist sehr spezielle Bedürfnisse haben, zu päppeln oder sie gar zu behalten. Die Aufzucht von Menschenhand ist immer nur die Notlösung und sollte Experten überlassen werden." Abschließend rät die Tierschützerin: "Wenn das Tier schwer verletzt ist (Blut, Bewegungsunfähigkeit, etc.), sollte man nicht den Umweg über das Tierheim machen. In diesem Fall bitte gleich zu einem Tierarzt bringen, denn dann zählt jede Minute. In der Regel werden für die Behandlung von Wildtieren keine Kosten berechnet."
Weitere Infos zur richtigen Verhaltensweise gibt es unter www.tierschutzverein-muenchen.de im Internet. Bei weiteren Fragen kann man sich gerne telefonisch an die Mitarbeiter der Tierschutzinspektoren unter Tel. (089) 921000-33 oder -37 und am Wochenende an die Wildtierpfleger des Tierschutzvereins unter Tel. 0147-7729600 wenden.
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