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Rubrik: Gesamt · Stadtteil: München
Trommler und Baumeister
Der Buntspecht ist das aktuelle Wildtier des Tierschutzvereins
Am Ende jeden Monats stellt die Biologin Lydia Schübel einen Beitrag über ein heimisches Wildtier auf die Website des Tierschutzvereins München. Der Artikel kann dann einen Monat lang direkt auf der Homepage www.tierschutzverein-muenchen.de aufgerufen werden. Diesmal ist es der Buntspecht, über den die Wildtierexpertin Interessantes zu berichten weiß.
"Spechte sind ein Wunderwerk der Natur", schreibt Lydia Schübel. "Sie sind wichtige Baumeister und schaffen für zahlreiche andere Tiere Bruthöhlen. Ein Specht kann in der Sekunde bis zu 20 Mal trommeln und das mit einer Geschwindigkeit von bis zu 25 km/h. Wenn ein Specht um ein Weibchen trommelt, dann tut er dies in höchster Geschwindigkeit und bis zu 12.000 Mal am Tag, an irgendeinem Klangkörper der besonders laut ist."
Nicht sehr gesellig
Die Tierschützerin erläutert, warum der emsige Vogel von seiner vielen Klopferei kein Schädelweh bekommt, was es mit der "Spechtschmiede" auf sich hat, weshalb er behaarte Nasenlöcher aufweist und wie er sich am Baum festhält. Außerdem erfährt man, dass Buntspechte keine geselligen Vögel sind und nicht einmal ihre Artgenossen besonders leiden können – was sie in der Paarungszeit vor einige Herausforderungen stellt.
"Ihre ersten Annäherungsversuche starten oft mit lautem Gezeter und aufgebracht aufgestelltem Gefieder, als würden sie eher streiten. Sie nähern sich nicht mit Brautgeschenken oder Zärtlichkeiten an, sondern beginnen zu trommeln, bis sie sich im Gleichklang befinden", berichtet die Biologin. Die Nisthöhle zimmere das Männchen selbst, bevor er das Weibchen mit seiner Trommelei anzulocken versucht. Manchmal allerdings komme es vor, dass – bis sich ein Weibchen auf das Werben eingelassen hat – schon ein Eichhörnchen oder ein anderer Vogel in der fertigen Höhle eingezogen ist, dann muss das Männchen schnell für eine Ersatzhöhle sorgen. Sind die Eier dann gelegt, bebrüten beide diese und kümmern sich gemeinsam um die Aufzucht der Jungen.
Zweitmann gesucht
"Es kann allerdings sein, dass sich das Weibchen, zusätzlich zu einem erfahrenen Männchen, einen jungen Kerl für eine Zweitbrut sucht. Sie hilft dabei bei beiden Bruten mit", schreibt Lydia Schübel und bittet zum Abschluss des Artikels, tote Bäume oder Fallholz im Garten und Wald stehen bzw. liegen zu lassen. "Vor einer Baumfällung zwischen März und Juli muss unbedingt der Stamm nach einer Nisthöhle abgesucht und im Zweifel die Fällung verschoben werden", betont die Wildtierexpertin: "Spechte sind auf alte Bäume und Insektenlarven angewiesen."
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