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Rubrik: Gesamt · Stadtteil: München
"Strickt voneinander trennen"
Tierschutzverein warnt Vogelhalter vor PBFD
Bereits die Abkürzung PBFD klingt kompliziert, noch schwieriger ist es jedoch, die Krankheit, die sich hinter der englischen Bezeichnung "Psittacine Beak and Feather Disease" (deutsch: Schnabel- und Federkrankheit der Papageien) verbirgt, einwandfrei zu diagnostizieren. "Am häufigsten tritt die Schnabel- und Federkrankheit, die durch ein Circovirus hervorgerufen wird, bei Großpapageien, und Kakadus auf", erklärt Judith Brettmeister, Sprecherin des Tierschutzvereins München. "Aber inzwischen sind immer mehr Nymphen- und Wellensittiche sowie kleinere Sittich- und Ziervogelarten betroffen. Im Münchner Tierheim warten aktuell 51 Vögel auf ein neues Zuhause. Elf dieser Tiere sind an PBFD erkrankt. Von unseren 15 Wellensittichen leiden acht an dem Virus."
Vielfältige Symptome
Die für den Feder- und Schnabelaufbau notwendigen Zellen sowie die Zellen des Immunsystems werden durch den PBFD-Virus zerstört. "Es kann zu Wachstumsstörungen der Federn kommen: Sie wachsen schief nach und/oder fallen symmetrisch aus. Ist das Federkleid bereits großflächig ausgefallen, trocknet die ungeschützte Haut oft aus und es kommt zu Irritationen. Hautkrankheiten sind die Folge. Auch die Feder- oder Schnabelfarbe kann sich bei einem erkrankten Vogel plötzlich verändern. Auffällig ist häufig, dass das Schnabelhorn mit der Zeit brüchig bzw. porös wird", zählt Brettmeister auf. "Das große Problem an dieser Krankheit ist, dass es kein Heilmittel dagegen gibt." Ein Impfstoff befinde sich zwar in der Testphase, sei aktuell aber noch nicht erhältlich. Hinzu komme, dass Vögel Träger des Virus sein können, ohne selbst daran zu erkranken. Die Übertragung erfolge über Ausscheidungen (z.B. Kot, Kropfinhalt). "Das bedeutet, dass sie für ihre Artgenossen hochansteckend sind und von gesunden Tieren sofort getrennt werden müssen. Mache zeigen aber anfänglich keine Symptome, daher bemerkt man den Virus oft viel zu spät."
Eine Chance geben
Die Überlebenschance hängt vom Immunsystem des jeweiligen Tieres ab. Unterschieden werden müsse zwischen einem akuten und einem chronischen Verlauf, wie Brettmeister erläutert: "Jungvögel haben meist kein ausgeprägtes Immunsystem und sterben binnen weniger Tage oder Wochen. Von einem chronischen Verlauf sind meist ältere Tiere betroffen: Stärkt man ihr Immunsystem mit entsprechenden Präparaten, können Alttiere zwei bis fünf Jahre überleben." Auch wenn der PBFD-Virus letztendlich zum frühzeitigen Tod führt, plädiert die Tierheim-Sprecherin dafür, den Vögeln eine Chance zu geben: "Auch erkrankte Piepmätze zeigen viel Lebensfreude – das kann ich jeden Tag im Tierheim beobachten. Die strickte Trennung von gesunden Tieren ist ein Muss, dennoch sollten kranke Vögel niemals alleine gehalten werden! Eine Vergesellschaftung in einer 'Circo-Gruppe' – wie wir es umgangssprachlich im Tierheim nennen – ist sehr empfehlenswert." Unter Tel. (089) 92100052 geben die Pfleger des Tierschutzvereins gerne weitere Informationen rund um Ziervögel.
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