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Rubrik: Gesamt · Stadtteil: München
Stachelig und doch so hilflos
Tierschutzverein sucht verzweifelt nach Igelauswilderern
Sie sind klein, stachelig und – obwohl Wildtiere – oft auf die Hilfe des Menschen angewiesen: Die Rede ist von Igeln, die langsam aus dem Winterschlaf erwachen. So auch in der Wildtierstation des Münchner Tierheims, die heuer wieder rund 200 Igelchen als Winterquartier diente. Unterernährte, schwache, verwaiste und kranke Tiere wurden hier von Wildtierpflegern die kalte Jahreszeit über versorgt, damit sie im Frühjahr in ein gesundes, neues Leben starten können. "Momentan tummeln sich noch 170 Igel bei uns und wir suchen verzweifelt nach Auswilderungsplätzen", sagt Lydia Schübel vom Tierschutzverein München. "Wir sind jedem Tierfreund dankbar, der den nützlichen Säugetieren die Chance auf ein normales Wildtierleben gibt. Da die Tiere aber fast alle per Hand aufgezogen werden mussten, gilt es, ein paar Dinge zu beachten."
Garten ist Voraussetzung
Wichtig für eine Auswilderung ist ein verkehrsberuhigtes Umfeld ohne stark befahrene Hauptstraßen in der Nähe, denn auf Futtersuche fallen etliche der Sohlenläufer vorbeirauschenden Autos zum Opfer. "Ein großer, naturnaher Garten mit ähnlichen Gärten, einem Wald oder Feldern nebenan wäre natürlich ideal", sagt Schübel. "Für die Eingewöhnungszeit, die zwischen zwei und drei Wochen dauert, sollte ein ausbruchssicheres Gehege von zwei bis vier Quadratmetern samt wetterfestem Schlafhaus zur Verfügung stehen." Da Igel ein ausgeprägtes Revierverhalten an den Tag legen, sollte zuvor darauf geachtet werden, dass sich nicht bereits Artgenossen im Garten eingerichtet haben. Damit die Auswilderung reibungslos funktioniert, weist Lydia Schübel darauf hin, dass "so wenig Menschenkontakt wie möglich und kein Kontakt zu Hunden" bestehen sollte. "Die tägliche Verpflegung über ein bis zwei Monate ist kaum zeitaufwendig und einfach: Täglich frisches Wasser, morgens Katzenfutter vermengt mit etwas Haferflocken und Öl, tagsüber kann Igeltrockenfutter angeboten werden."
Für ausführliche Informationen rund um das Leben, die Gesundheit, Aufzucht und Auswilderung der Tiere wird die Internetseite www.pro-igel.de empfohlen. Hier finden sich auch diverse Merkblätter, darunter zum Bau von Gehegen und wetterfesten Schlafhäuschen sowie Anweisungen für eine optimale Verpflegung.
Was ist zu tun?
Wer sich ausführlich informiert und für die Aufnahme eines Tierheim-Igels in seinem Garten entscheidet, kann bei Lydia Schübel unter Tel. (089) 92100014 anrufen und sich einen Igel "reservieren" lassen (pro Gehege nur ein Tier!). "Diese Reservierung gilt eine Woche lang, damit Tierfreunde Zeit haben, das Gehege einzurichten. Zum Wohl der Wildtiere bitten wir um Verständnis, dass nach Ablauf dieser Frist der Igel an andere Interessierte weitergegeben wird. Ist alles aufgebaut und Futter besorgt, sollte ein Termin mit mir zur Abholung vereinbart werden, am besten von Montag bis Freitag zwischen 9 und 16 Uhr." Anschließend wird der Igel ins Gehege gesetzt und wie im Infoblatt von "Pro Igel" beschrieben versorgt.
Da die Wildtierpfleger des Tierheims aufgrund der Jungvogelsaison aktuell sehr ausgelastet sind, bittet Lydia Schübel alle Interessierten, sich "vorweg selbstständig und ausführlich" zu informieren. "Sollte es allerdings Unklarheiten oder weitere Fragen geben, stehe ich gerne unter der oben angegebenen Telefonnummer mit Rat und Tat zur Seite. Wir freuen uns auf zahlreiche Igelauswilderer!"
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