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Rubrik: Gesamt · Stadtteil: München
Müssen Fische trinken?
Müssen Fische trinken? Prof. Gerhard Haszprunar ist Direktor der Zoologischen Staatssammlung München sowie Generaldirektor der Staatlichen Naturwissenschaftlichen Sammlungen Bayerns und beantwortet unsere Frage:
Manche ja. Alle Knorpel- und Knochenfische haben sich ursprünglich im Süßwasser entwickelt und sind vielfach parallel sekundär ins Meer eingewandert. Der Salzgehalt im Meer (“Salzwasser”) ist deutlich höher als im Süßwasser, dadurch würde der (weniger salzreiche) Fischkörper im Meer über Osmose zu viel Wasser verlieren.
Knorpelfische (Haie und Rochen) lösen das Problem durch Einlagerung von Harnstoff in ihren Muskeln, daher riechen z.B. gammelnde Haifische immer nach Latrine. Ihre empfindlichen Embryonen schützen Knorpelfische entweder durch den mütterlichen Körper (lebendgebärend, z.B. Weißer Hai) oder durch sehr dickwandige Eihüllen (sog. “Seemäuse”: z.B. Katzenhai oder Rochen), die das Salz abhalten. Zusätzlich haben sie Drüsenzellen (sog. Chloridzellen) im Enddarm, die überschüssiges Salz ausscheiden.
Meeresbewohnende Knochenfische lösen das Problem anders: Sie trinken permanent Meerwasser, um den osmotischen Flüssigkeitsverlust auszugleichen. Das dabei aufgenommene Salz scheiden sie wiederum über spezielle Drüsenzellen (Chloridzellen) in den Kiemen wieder aus.
Bei Süßwasserfischen liegt das Problem umgekehrt - ihr Körper ist salzreicher als das umgebende Wasser und er saugt daher Wasser an. Dieses überschüssige Wasser muss dann über die Nieren wieder ausgeschieden werden - Süßwasserfische pinkeln häufig - sonst würde der Fisch platzen.
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