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Rubrik: Gesamt · Stadtteil: München
Mama mia(u)!
Hund und Katze auf Familienzuwachs vorbereiten
Ist man viel Aufmerksamkeit gewohnt, irritiert es, wenn man diese plötzlich nicht mehr bekommt. Ältere Geschwister können wohl ein Lied davon singen: Kaum ist die kleine Schwester oder der kleine Bruder da, haben die Eltern nur noch Augen für den Neuzugang. „Haustieren geht es oft nicht anders“, sagt Judith Brettmeister, Sprecherin des Tierschutzvereins München. „Werden Hund oder Katze nicht zuvor auf den menschlichen Neuankömmling vorbereitet, können sie eifersüchtig auf das Baby werden. Die Eifersucht kann auch Ausdruck einer Verlustangst sein: Das Haustier befürchtet, sein Besitzer könnte sich plötzlich von ihm abwenden.“ Dies sei bei Tieren mit schlimmer Vorgeschichte häufiger der Fall – vor allem, wenn sich die gewohnte Situation ohne Vorwarnung plötzlich ändere. „Werdende Eltern sollten daher rechtzeitig damit anfangen, dem Tier zu zeigen, dass es künftig vielleicht etwas weniger Zuwendung bekommen wird, aber nach wie vor in der Familie willkommen ist.“
Erste Umstellungen
Eifersucht bei Tieren sei – wie beim Menschen – vom Charakter abhängig. „Gleichmütige, gelassene Charaktere bringt so schnell nichts aus der Ruhe. Aber extrovertierte Vierbeiner können unter Vernachlässigung richtig leiden“, meint die Tierschützerin. Etwas mehr Feingefühl sollte man bei verwöhnten und menschenbezogenen Lieblingen zeigen. Typische Anzeichen von Eifersucht seien Revierverhalten, Markieren, Futterverweigerung, Rückzug, aber auch das aggressive Einfordern der Aufmerksamkeit des Besitzers.
Bei vielen werdenden Eltern habe es sich bewährt, sich bereits ab dem 5. Schwangerschaftsmonat etwas zurückzunehmen und nicht mehr grundsätzlich auf alle Verhaltensweisen des Vierbeiners zu reagieren. „Allerdings sollte man das ganz langsam und nicht von heute auf morgen angehen. Plötzlicher Liebesentzug kann anhängliche Tiere sehr verunsichern“, warnt die Sprecherin. Zudem sollten Änderungen in den eigenen vier Wänden so früh wie möglich durchgeführt werden, „dann hat Hund oder Katze schon mal Gelegenheit, sich mit den neuen Gegebenheiten vertraut zu machen. So kann man verhindern, dass die Veränderung unmittelbar mit dem Neuankömmling negativ in Verbindung gebracht wird.“ Sollten nach der Geburt des Kindes Tabuzonen (Kinderzimmer, Bett, Wickeltisch, Spielecke, etc.) für das Haustier vorgesehen sein, rät die Tierschützerin dazu, die Verbote rechtzeitig und konsequent umzusetzen.
Vorbereitung und Vorsicht
Um Eifersucht vorzubeugen oder zu beenden, müsse das neue Lebewesen für das Tier zu etwas Positivem werden. Das erste „Hallo“ von Baby an Haustier sollte daher über den Geruchssinn gehen: „Manche Experten empfehlen, noch während des Krankenhausaufenthalts über Nacht ein Tuch in die Wiege zu legen. An diesem kann das Haustier noch vor Eintreffen des Babys schnuppern – und sollte dabei ausgiebig gestreichelt werden. So lernt das Tier von Anfang an, dass der Geruch etwas gutes bedeutet.“ Beim ersten persönlichen Kennenlernen sei dennoch Vorsicht geboten, schließlich wisse man nie, wie das Tier letztendlich reagiere. „Wenn Hund oder Katze zum ersten Mal am Kind schnuppern, sollte stets eine zweite Person anwesend sein, die das Tier unter Kontrolle behält“, legt Brettmeister nahe.
Um das Vertrauen und die Beziehung zwischen Haustier und Baby weiter zu fördern, wird dazu geraten, das Kind so positiv wie möglich in den Alltag des Tieres einzubinden, zum Beispiel indem "der Futternapf immer nur dann hingestellt wird, wenn das Baby dabei ist.“ Auch gemeinsame Schmuseeinheiten mit Baby und Vierbeiner seien förderlich für die Akzeptanz. „Merkt das Tier, dass das Kind keine Bedrohung für seine Stellung ist, steht einem glücklichen Familienleben nichts mehr im Wege“, schließt die Tierschützerin.
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