Energieraubende Corona-Debatten
Neue Selbsthilfegruppe für Angehörige von Verschwörungsüberzeugten
Immer häufiger treffen in der Beratungsstelle des Selbsthilfezentrums München Anfragen von Menschen ein, deren Angehörige oder Freunde Corona leugnen, verharmlosen oder an Verschwörungstheorien glauben. Sie suchen nach Hilfe und Unterstützung. Nun hat sich eine Betroffene entschlossen, eine Selbsthilfegruppe zu diesen Themen zu gründen.
Die Motivation zur Gründung einer Selbsthilfegruppe beschreibt sie wie folgt: „Seit März 2020 beherrscht Corona die Welt und unsere Gemüter. Glück, wer in einer Partnerschaft oder Familie lebt, in der die gleiche Anschauung darüber gegeben ist und man sich somit gegenseitig stützen kann. Falls die Partner oder Familie im Hinblick auf Corona völlig verschiedene Ansichten haben, entsteht – neben den „normalen“ Coronasorgen – zusätzlich großes Leid: im Alltag endlose, energieraubende Diskussionen ohne dauerhaft aussöhnende Ausgänge. Das führt zu einer Ohnmacht, die in Entfremdung, Abwertung, Wut und im schlimmsten Fall auf Trennung hinausläuft.“
Die Gründerin betont, dass es bei der Selbsthilfegruppe um Angehörige von Coronaleugnern oder -verharmlosern bzw. Verschwörungsüberzeugte geht - diese Menschen sehen hinter allem einen Plan und hängen ebenfalls diversen Verschwörungsmythen an. Es gehe also nicht um Menschen, die „nur“ Angst vor den Nebenwirkungen der Impfung haben.
Stütze durch Austausch
Die unendlichen und zermürbenden Diskussionen über Corona-Themen dominierten zusehends den Alltag der Betroffenen mit ihrem Partner und führten erstmal zu einer Trennung. Nach einer Phase der Selbstreflexion und langer, intensiver Gespräche sind sie nun wieder ein Paar und versuchen trotz der extrem unterschiedlichen Meinungen, den Beziehungsalltag gemeinsam zu leben. Dass so etwas nicht immer funktionieren kann und auch nicht muss, ist ihr sehr bewusst. Dennoch ist ihre These heute die des empathischen Dialogs auf beiden Seiten und des Aufeinanderzugehens.
Mit der Gründung der Selbsthilfegruppe möchte die Gruppengründerin zum gegenseitigen Austausch von Menschen in ähnlichen Situationen aufrufen: „Da es ansonsten keine Hilfe diesbezüglich gibt, müssen wir uns selbst helfen. Ich glaube fest an die kraftspendende Wirkung des Austausches von Gleichbetroffenen und wir werden feststellen, dass wir nicht alleine sind, und uns gegenseitig neue Perspektiven eröffnen“.
Jeden dritten Donnerstag
Die Gruppe trifft sich jeden ersten und dritten Donnerstag im Monat von 17 bis 19 Uhr in Räumen des Selbsthilfezentrums München (Westendstr. 68). Informationen und Anmeldung zur Selbsthilfegruppe erhalten Interessierte in der Beratungs- und Vermittlungsstelle, Westendstr. 115, Tel. 089/53295611 oder per Mail an info@shz-muenchen.de. Die Beratungszeiten sind Montag und Donnerstag von 14 bis 18 Uhr sowie Dienstag und Mittwoch von 10 bis 13 Uhr. Weitere Infos zu den Angeboten des Selbsthilfezentrums gibt es unter www.shz-muenchen.de im Internet.
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