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Rubrik: Gesamt · Stadtteil: München
„Die Grenze der Belastbarkeit ist überschritten!"
Mitgliederversammlung der Bayerischen Direktorenvereinigung: Schulleitungen schlagen Alarm
Die Bayerische Direktorenvereinigung (BayDV) hat bei ihrer Mitgliederversammlung im Gymnasium Grünwald nicht nur ihren Landesvorsitzenden Walter Baier wiedergewählt, sondern auch mit einer Resolution Alarm geschlage: „Die Grenze der Belastbarkeit ist überschritten! Darüber hinaus gefährden massive Probleme in der Personalversorgung schon jetzt den Erfolg des neuen G9.“
Coronabedingt wurde die Mitgliederversammlung als reines Arbeitstreffen in Präsenz nachgeholt. Turnusgemäß wurden die Funktionen des Landesvorsitzenden sowie die des Schatzmeisters neu gewählt. Dabei wurde OStD Walter Baier, Schulleiter am Gymnasium Bruckmühl, als Landesvorsitzender und OStDin Karin Ulrich, Schulleiterin am Gymnasium Lindenberg, als neue Schatzmeisterin einstimmig gewählt. Desweiteren wurde StD Alexander Höhn vom Werner-von-Siemens-Gymnasium Weißenburg für die Belange der Ständigen Stellvertreterinnen und Stellvertreter in den Landesvorstand gewählt.
Zunahme zusätzlicher Aufgaben
Walter Baiers Bericht vor der Versammlung umfasste die letzten drei Jahre seit der vorangegangenen Mitgliederversammlung in Veitshöchheim. Er beschrieb darin unter anderem die Beteiligung der BayDV bei der Gestaltung des neuen neunjährigen Gymnasiums, das in mehr als 40 Sitzungen im Staatsministerium Gestalt angenommen hatte. Drastisch führte Baier auch vor Augen, welche Fülle von zusätzlichen Aufgaben die Schulleitungen in den letzten Jahren übernehmen mussten. So seien unzählige Konzepte erarbeitet, umgesetzt und evaluiert worden, deren Dringlichkeit nicht immer erkennbar war, ganz zu schweigen von sehr aufwendigen Schulentwicklungsprozessen oder gestiegenen Elternforderungen.
Nicht erst seit der Covid 19-Pandemie müssen die Schulleitungen oft sehr kurzfristig umfangreiche organisatorische Aufgaben übernehmen, die nicht dem Kern des Bildungs- und Erziehungsauftrags der Gymnasien dienen. Stimmen erfahrener Direktoren aus dem Plenum berichteten über gravierende gesundheitliche Beeinträchtigungen als Folgen der Überlastung, aber auch von persönlichen Angriffen und Attacken aufgrund von coronabedingt notwendigen Anordnungen.
Es fehlt an effektiver Unterstützung
Dass diese fortwährende Kumulation von Belastungen gesundheitsschädlich und frustrierend sei, habe man vielfach im Staatsministerium vorgebracht. Bisher habe es der Dienstherr jedoch an effektiver Unterstützung, Abbau von Bürokratismen oder einer Erhöhung der Leitungszeit fehlen lassen, so der Landesvorsitzende. „Wir Schulleiterinnen und Schulleiter haben als einzige permanent alle Mitglieder der Schulfamilie im Blick, damit das Gesamtsystem läuft: Schüler, Lehrer und Eltern. Wenn wir nicht mehr funktionieren, dann tun es die Schulen auch nicht“, warnte Baier.
„Wir senden daher mit einer Resolution das klare Signal an unseren Dienstherrn: Die Grenze unserer Belastbarkeit ist überschritten! Wir müssen uns jetzt um uns selbst kümmern und individuell Prioritäten setzen.“
Personallücken gefährden Erfolg des G9
Als weiteres Problem kommt in den nächsten Jahren auf die Gymnasien die nicht gesicherte Personalversorgung mit qualifizierten Lehrkräften zu, die auch eine Voraussetzung für ein funktionierendes neues G9 ist. Die Mitgliederversammlung forderte deshalb in der Resolution die Staatsregierung auf, entschlossen effektive Maßnahmen gegen den Lehrermangel am Gymnasium zu ergreifen.
Ein Beispiel aus dem Plenum belegte, dass an mancher Schule jede einzelne Teilzeit-Lehrkraft aufgestockt werde, weil anderweitig keine qualifizierten Lehrkräfte zur Verfügung stünden. „Für die Besetzung einer Stelle braucht es oft drei bis vier Anfragen bei potentiellen Bewerbern. Im Fach Deutsch ist überhaupt niemand mehr zu finden“, klagte der Bruckmühler Schulleiter. Ausfälle von Lehrkräften während des Schuljahres könnten in Zukunft kaum mehr kompensiert werden.
"Wir blicken mit großer Sorge in die Zukunft"
„Mit dieser Resolution wollen wir ein unmissverständliches Signal aussenden, wie es den Schulleitungen aktuell geht und was wir mit Nachdruck fordern“, so der BayDV-Landesvorsitzende. „Bei aller Freude darüber, dass der Unterricht wieder in Präsenz stattfinden kann, blicken wir mit großer Sorge in die Zukunft. Zu viele unserer elementaren Forderungen wurden bisher weder gehört, noch erfüllt.“
Im Hinblick auf die Belastungssituation der Direktorinnen und Direktoren der bayerischen Gymnasien mahnte Walter Baier daher dringlich eine rasche, effektive Abhilfe an.
Forderungen der Resolution
Angesichts der stetig gestiegenen Belastungen appelliert die Bayerische Direktorenvereinigung an das Staatsministerium, umgehend seiner Fürsorgepflicht für die Schulleitungen gerecht zu werden. Ihnen muss ermöglicht werden, ihre Aufgaben unter Wahrung ihrer Gesundheit auszuüben.
Deshalb fordert die BayDV insbesondere
• eine Erhöhung der Leitungszeit,
• die Entlastung von Aufgaben, Projekten, Dokumentationspflichten usw., die nicht dem Kern des Bildungs- und Erziehungsauftrags der Gymnasien dienen,
• eine Sicherstellung der erforderlichen personellen Ressourcen für jede zusätzliche Aufgabe.
Vereinigung der Schulleitungen an Gymnasien
Die Vereinigung der Direktoren und Direktorinnen der Bayerischen Gymnasien e.V. (BayDV) wurde 1953 gegründet. Sie vertritt den Großteil der Schulleitungen an den rund 430 Gymnasien in Bayern. Knapp 320.000 Kinder und Jugendliche besuchen diese Schulart.
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