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Rubrik: Gesamt · Stadtteil: München
Apothekerin Stefanie Igl-Obermüller, St. Hubertus Apotheke in Pasing
Apothekerin Stefanie Igl-Obermüller, St. Hubertus Apotheke in Pasing, über die Vorteile einer Apotheke vor Ort im Vergleich zu einer Versandapotheke:
"In einer Apotheke vor Ort erhält der Patient sein Medikament sofort, was gerade im Fall einer akuten Erkrankung wichtig ist. Nicht selten ergeben sich bei Verordnungen Unklarheiten oder es ist eine Rücksprache mit dem Arzt nötig. Darum kümmern wir uns. Patienten, die bei uns eine Kundenkarte haben und alle ihre Medikamente bei uns holen, profitieren davon, dass wir alle verordneten Medikamente auf Wechselwirkungen untereinander prüfen. Bei uns ist intensive, pharmazeutisch fundierte Beratung selbstverständlich, wir sind alle Apothekerinnen. Bei Versandapotheken findet ein Gesprächskontakt häufig gar nicht statt.
Bei uns gibt es viele Serviceleistungen, die von Versandapotheken nicht angeboten werden. In unseren Apotheken kann jederzeit eine Messung des Blutdrucks, Blutzuckers, und Gesamtcholesterins durchgeführt werden. Gerade wenn sich Patienten nicht wohlfühlen, prüfen wir diese Werte und in Notfallsituationen werden sie direkt zu den nächstgelegenen Ärzten begleitet. Wir organisieren auch Aktionen, wie "Hautanalyse", "Ernährungsberatungs-Tage", "Nagelcheck" etc. oder den Pasinger Gesundheitstag zusammen mit vielen engagierten Ärzten. Des Weiteren verleihen wir Milchpumpen, Babywaagen und Inhalationsgeräte.
Versandapotheken picken sich gerne die Rosinen heraus. Dienstleistungen, an denen wir nichts verdienen, wie z.B. die Beratung von Inkontinenzkunden, werden von Versandapotheken nicht übernommen, ebenso die Notdienste am Wochenende und nachts. Bei uns gibt es mit einer Kundenkarte 5% Rabatt auf alles außer auf verschreibungspflichtige Arzneimittel. Der Kunde wird also nicht zum Kauf bestimmter Produkte oder Großpackungen verleitet, sondern bekommt eben auf das, was er braucht, unmittelbar 5% abgezogen. Natürlich liegen die Preise bei Versandapotheken oft darunter. Dies liegt ganz einfach an der Kostenstruktur: z.B. ist die Miete im Zentrum von Pasing und damit die gute Erreichbarkeit nicht mit der "auf der grünen Wiese" zu vergleichen. Die ständige Präsenz mehrerer pharmazeutischer Mitarbeiter kostet auch mehr als eine Telefonstimme. Unsere St. Hubertus Apotheke gibt es schon seit bald 100 Jahren und das in der dritten Generation. Ich kann mich noch an meine Besuche beim Opa in der Apotheke als kleines Kind erinnern. Die Apotheke gehört in unserer Familie dazu, wie ein Familienmitglied. Durch diese tiefe Verbundenheit führt man einen Betrieb ganz anders als ein Kettenbetreiber. Durch die Weitergabe von Generation zu Generation findet eine ständige Optimierung statt. Jede Generation hat den Ehrgeiz die Familientradition gut fortzuführen. Und das Schönste und Wichtigste: Es gibt tatsächlich zahlreiche treue Stammkunden, die schon meinem Großvater und meinem Vater ihr Vertrauen geschenkt haben. Ich greife auf eine Verbundenheit zurück, wie bei langen Freundschaften. Es freut mich auch sehr, dass bei uns eine harmonische Atmosphäre im Team herrscht. In der Tat sind viele Kolleginnen schon lange dabei und kennen unsere Kunden gut. Ich sehe darin einen großen Vorteil für unsere Kunden, da sie und ihre Anliegen bei uns bekannt sind und sofort klar ist, wo angeknüpft werden kann. Viele meiner Kolleginnen wohnen in Pasing und kommen mit dem Fahrrad zur Arbeit. Die kurzen Arbeitswege sind gerade für Mütter von großem Vorteil und ermöglichen Arbeit und Familie zu kombinieren. Unser Team ist mit dem Stadtteil Pasing vertraut und konnte gerade während der Bauzeiten über bevorstehende Änderungen, neue Parkplätze oder einfach den besten´Schleichweg informieren. Durch meine Mitgliedschaft im Verein "Aktives Pasing" sind wir stets in Pasingbelangen auf dem Laufenden und lassen unsere Kunden gerne daran teilhaben. Für mich ist selbstverständlich: Ich kaufe da, wo ich daheim bin. Ich erinnere mich daran, wie wichtig es für meine Großeltern im Alter war, ihre Einkäufe zu Fuß in der unmittelbaren Nähe erledigen zu können. Der Besuch in vertrauten Geschäften und ein netter Ratsch dort hat ihnen gut getan und ihnen ein Stück Selbstständigkeit ermöglicht. Oft bedauert man das Verschwinden von Traditionsgeschäften oder dem Tante-Emma-Laden um die Ecke. Nur durch konsequente Unterstützung können diese Geschäfte überleben. Die eine Flasche Milch, die man beim Großeinkauf vergessen hat, genügt eben nicht."
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