Wer war Ilse Weber?
Infotafel informiert jetzt über Namensgeberin
Wer war denn Ilse Weber? Seit einigen Jahren heißt die kleine Straße, welche die Schrobenhausener Straße mit der Friedenheimer Straße verbindet, Ilse-Weber-Straße. Rund 170 Privatpersonen sowie das Pfarrheim „Zu den heiligen zwölf Aposteln“ bekamen mit der Straßenumbenennung im Herbst 2016 eine neue Anschrift. Dass mit dem Straßennamen eine deutschsprachige, jüdische Dichterin geehrt wird, die 1944 in Auschwitz ermordet wurde, weiß kaum jemand. Ab jetzt soll das anders werden: Am Straßenschild der Ilse-Weber-Straße hängt seit Kurzem ein kleines Täfelchen, das informiert.
„Mitmenschlichkeit bewahrt“
Die Initiative, an der Ilse-Weber-Straße ein Zusatztäfelchen anzubringen, das über das Leben und die Ermordung Ilse Webers informiert, geht auf die Grünen im Bezirksausschuss (BA) Laim zurück. Geschlossen hatte das Laimer Bürgergremium im vergangenen Oktober den entsprechenden Antrag verabschiedet, in dem die Antragsteller erklärten: „Die begrüßenswerte Erinnerung an Ilse Weber und ihr Schicksal als Jüdin kann im Bewusstsein der Bevölkerung erst voll wirksam werden, wenn außer dem Namen auch bekannt gemacht wird, wer Ilse Weber war.“
Das Kommunalreferat pflichtete bei und ließ eine Infotafel fertigen und anbringen. Darauf ist jetzt unter anderem zu lesen, dass Ilse Weber aufgrund ihrer jüdischen Herkunft 1942 ins Ghetto Theresienstadt deportiert und 1944 zusammen mit ihrem zehnjährigen Sohn Tomas in Auschwitz ermordet wurde. In Theresienstadt schrieb sie Gedichte und Geschichten, um den Kindern dort das Leben zu erleichtern. „Ilse Weber war eine wunderbare Frau, die sich auch in furchtbarer Situation ihre Mitmenschlichkeit bewahrt hat“, sagt Gerhard Laub, einer der Initiatoren für das Zusatzschild. „Wer ihre Werke liest oder ihre bewegenden Lieder hört, wird an das unermessliche Leid erinnert, das der Nationalsozialismus über so viele Menschen gebracht hat, zugleich warnen sie uns: Nie wieder!“
Hintergrund
Vor ihrer Umbenennung hieß die kleine Straße „Paul-Lagarde-Straße“. Auf Initiative des Veteranen- und Kriegervereins 1890/ 2010 e.V. wurde der Lebenshintergrund des Namensgebers überprüft. Paul de Lagarde wurde als Antisemit eingestuft. Daraufhin entschied der Münchner Stadtrat, dass die Ehrung mit einem Straßennamen unangemessen sei und beschloss, die einstige Paul-Lagarde-Straße umzubenennen.
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