Laimer Bürger reden mit
Über 300 Stadtteilbewohner bei der Bürgerversammlung

Mit fast einstimmigem Votum entschieden die Laimer über die meisten der 29 Anträge und Anfragen bei der Bürgerversammlung. (Foto: kö)
Die Laimer interessieren sich für ihr Viertel und wollen mitreden – das zeigte die auch heuer sehr gut besuchte Bürgerversammlung. In der Turnhalle der Georg-Büchner-Realschule fanden über 330 Stadtteilbewohner Platz, um den Rechenschaftsbericht von Stadträtin Verena Dietl (SPD) sowie von Bezirksausschuss-Vorsitzenden Josef Mögele (SPD) zu hören, aber auch um ihre Belange vorzutragen und darüber abzustimmen. 29 Anträge und Anfragen wurden beschieden und gehen damit an die zuständigen Stellen der Stadtverwaltung. Mit 13 Anträgen (die zum Teil Unterpunkte und Mehrfachforderungen enthielten) meldeten sich vor allem Nachbarn der Mitterhoferstraße zu Wort. Der Erhalt der inzwischen unter Denkmalschutz gestellten Glockengießerei beschäftigt die Nachbarn ebenso wie die Neubaupläne für die Grundstücksfläche an der Ecke Schäufeleinstraße/ Mitterhoferstraße.
Denkmalschutz
An der Mitterhoferstraße soll auf einer Teilfläche neu gebaut werden: 28 Wohnungen für sogenannte Resettle-Familien sollen hier entstehen sowie 36 kleine Apartments für 18- bis 25-Jährige unbegleitete Minderjährige. Die Stadt wird den Wohnraum anmieten. Die Laimer stellen jedoch den Bedarf für die Nutzung in Zweifel, kritisieren die dichte Bebauung (welche die Glockengießerei verdecke) und wünschen sich stattdessen mehr Grün fürs Viertel. Längst hatte auch der Laimer Bezirksausschuss (BA 25) ein Zusammenarbeiten der drei Eigentümer des Areals und der Stadt gefordert und den geplanten Bau als zu massig beanstandet, erklärte Josef Mögele (SPD).
Auch das „Laimer Schlössl" (Agnes-Bernauer-Straße) sollten die Stadtteilbewohner im Auge behalten, mahnt Mögele. Das denkmalgeschützte Schlösschen hat kürzlich den Besitzer gewechselt. „Nicht, dass das so läuft wie beim „Uhrmacherhäusl", so Mögele. (Das „Uhrmacherhäusl" in Obergiesing wurde 2017 trotz des geltenden Denkmalschutzes widerrechtlich abgebrochen – Anmerkung der Redaktion).
Großbaustellen im Viertel
Gute Entwicklungen im Viertel sieht Mögele in der fast fertiggestellten Kindertageseinrichtung an der Brantstraße sowie dem Schulneubau an der Schrobenhausener Straße – die Fertigstellung ist für 2021 vorgesehen. Beschäftigen werden die Laimer in den nächsten Jahren aber noch etliche Großbaustellen: Der Bau der zweiten Stammstrecke sowie der Umweltverbundröhre stehen an, ebenso laufen die Arbeiten für den Kanalbau in der Landsberger Straße und aktuell wird an der Siedlung „Alte Heimat“ gearbeitet. Kurz- und mittelfristig werden die Verlängerung der U-Bahnlinie 5 nach Pasing, der Bau der Camerloher-Schule sowie die Bebauung des neuen Wohnquartiers an der Zschokke-/Westenstraße umgesetzt. Auch steht der Bau der Tram-Trasse entlang der Fürstenrieder Straße an – ein Thema, über das die Laimer Bürgerschaft nach wie vor geteilter Meinung ist.
Aus der Bügerversammlung Laim:
Abgelehnt: 30-er Zone in der Gotthardstraße
Ein Tempolimit für die Gotthardstraße fordert Michael Huber. „Die fahren wie die Geisteskranken in dieser Stadt“, beklagt der Mann. Viel zu gefährlich sei etwa die Überquerung der vielbefahrenen Straße, in der aktuell 50 Kilometer pro Stunde erlaubt sind. Ein Tempolimit oder sogar die Ausweisung zur „verkehrsberuhigten Straße“ könnte seiner Ansicht nach Abhilfe schaffen: Zwischen Fürstenrieder Straße bis zur Willibaldstraße solle die Gotthardstraße zur 30-er Zone werden. Die Mehrheit der Laimer Bürger lehnt diesen Antrag bei der Bürgerversammlung aber ab.
Angenommen: Fußgängerampel
An der Kreuzung Landsberger Straße/ Friedenheimer Brücke soll eine Fußgängerampel installiert werden! Dies fordern die Laimer Bürger mehrheitlich. Derzeit ist auf der Ostseite lediglich eine Ampel für Radfahrer in Betrieb. Viele Fußgänger aber nutzen das Grün, um hier die vielbefahrene Landsberger Straße Richtung S-Bahn-Haltestelle „Hirschgarten“ zu überqueren. Ein Vertreter der Straßenverkehrsbehörde erklärt im Rahmen der Laimer Bürgerversammlung, dass das aktuell geltende Signal für Fußgänger zu kurz sei. „Man bräuchte für eine Fußgängerampel eine Signalanpassung und auch eine Mittelinsel“, sagt Peter Geck vom Kreisverwaltungsreferat (KVR). Die Behörde sei dran und prüfe die Machbarkeit bereits.
Angenommen: PKW weg vom Bürgersteig
Die Gehwege in den Wohnvierteln seien oft zugeparkt, beklagt eine Laimer Bürgerin im Rahmen der Bürgerversammlung. Für Fußgänger bliebe da kaum noch Platz zum Durchkommen, vor allem nicht, wenn Kinderwägen oder Rollatoren mitgeführt würden. „Die Polizei soll den ruhenden Verkehr besser überwachen, damit wir Fußgänger wenigstens auf dem Bürgersteig gehen können“, fordert die Frau. Fast einstimmig unterstützen die Laimer diesen Antrag.
Abgelehnt: Radwegflächen verdoppeln
Mehr Platz für Radler! „Die Fläche für den Radverkehr soll verdoppelt werden“, beantragt Eva Brunnemann im Rahmen der Laimer Bürgerversammlung. Zwischen Hauptbahnhof und Laimer Platz seien die Radwege deutlich zu schmal. Die Laimerin fordert doppelt so breite sowie durchgängige Radwege. Mit verbreiterten Radwegen könnten zum Beispiel schnellere Radler überholen und der Radverkehr würde gefördert. Die Laimer Bürgerschaft lehnt diesen Antrag aber mehrheitlich ab.
Knapp dafür: Tram-West stoppen
Mit 68 zu 63 Stimmen votierten die Laimer Stadtteilbewohner für den Stopp der Planung zur Tram-West-Tangente. Ein Bürger fordert, dass sein bereits im März dieses Jahres vom Stadtrat abgelehnter Antrag neu beurteilt werde. Darin beantragt er, dass statt der Tram entlang der Fürstenrieder Straße, Elektrobusse verkehren sollen. Diese brächten viele Vorteile gegenüber der Tram, wie etwa eine bessere Energiebilanz. Auch wäre keine Baumaßnahme nötig und die Einführung brächte keine Einschränkungen für den Individualverkehr.
Eine Alternative zur Tram-West sieht hingegen Albert Sesselmeier in einer Seilbahn entlang der Fürstenrieder Straße. Diese könnte neuen Verkehrsraum erschließen – so heißt es in seiner Anfrage. Die Machbarkeit einer Seilbahn wird aktuell bereits für den Frankfurter Ring geprüft und solle nun auch für die Fürstenrieder Straße untersucht werden.
Angenommen: Radverkehr fördern
„Die Wertigkeit und der Nutzen des Radfahrens für die Allgemeinheit soll herausgestellt werden“, findet Werner Brandl. Daher beantragt er, dass der Radverkehr stärker anerkannt und besser gefördert werde. „Die PKW werden immer mehr und immer größer“, kritisiert der Laimer. Da müsse die Stadt mehr Raum für Radler schaffen und dafür sorgen, dass der Radverkehr einen höheren Stellenwert erhalte. Mehrheitlich stimmten die Laimer für diese Forderung. Konkrete Vorschläge zur praktischen Umsetzung der Forderung gab es aber nicht.
Angenommen: Wertstoffcontainer
In der Raublinger Straße Nähe Steinbeißerplatz stand früher eine Wertstoffinsel. Diese wurde entfernt. Bis zur nächstgelegenen Containerinsel, wo Glas-, Plastik- und Dosenmüll entsorgt werden kann, müssen die Anrainer nun länger gehen. Daher fordert ein Laimer Bürger, dass die Wertstoffinsel in der Raublinger Straße wieder aufgestellt werde. Mehrheitlich wurde dieses Anliegen angenommen.
Angenommen: Nichtbebauung der Mitterhoferstraße
Mit 13 Anträgen und Anfragen setzen sich die Anwohner der Mitterhoferstraße dafür ein, dass die Grundstücksfläche an der Mitterhofer-/ Schäufeleinstraße gar nicht oder mit weniger Bauvolumen bebaut werde. Die Antragsteller gewichten ihre Anliegen verschieden: Einige kritisieren die geplante massige Bebauung und sorgen sich um die starke Nachverdichtung der kleinen Wohnstraßen, andere fordern den Erhalt des Areals als Grünfläche fürs Quartier. „Laim ist sehr benachteiligt was Grünflächen angeht“, argumentiert Antragstellerin Beate Drexler. Geplant ist, auf dem Gelände Wohnraum für Geflüchtete mit humanitärem Bleiberecht zu schaffen. Dabei will die Stadt das Konzept als Mieterin bei privaten Investoren verwirklichen. Unter den Nachbarn in der Mitterhoferstraße gibt es Zweifel, ob ein weiterer Bau für soziale Unterkünfte notwendig sei, wo in anderen Unterkünften noch freie Plätze zur Verfügung stünden. Man solle daher zuerst Bedarfszahlen ermitteln, bevor gebaut werde. Andere fordern ein Gesamtkonzept für die Bebauung und bestehen darauf, dass die drei Grundstückseigentümer sowie die Stadtvertreter sich zusammentun und absprechen. Auch wünscht man sich mehr Transparenz und Kommunikation mit den Bürgern. Alle 13 gestellten Anträge wurden bei der Bürgerversammlung mehrheitlich angenommen.
Angenommen: Schutz der ehemaligen Glockengießerei
Mit mehreren Anträgen meldeten sich die Nachbarn aus der Mitterhoferstraße bei der Laimer Bürgerversammlung zu Wort, wobei die einzelnen Forderungen verschiedene Schwerpunkte beinhalten. „Die Glockengießerei erhalten und sicherstellen, dass der geplante Neubau an der Mitterhoferstraße mit der denkmalgeschützten Glockengießerei harmonisiert“, fordert ein Laimer Bürger. „Die Glockengießerei soll von der Straße aus sichtbar und erlebbar bleiben“, fordert ein anderer. Weitere Antragsteller wollen, dass die Stadt alle drei Teilflächen an der Mitterhofer-/ Schäufeleinstraße kaufen soll (das Areal befindet sich im Eigentum dreier privater Investoren). Wenn die Grundstücksfläche im Eigentum der Stadt ist, könnte in der Glockengießerei etwa ein Glockenmuseum entstehen oder auch andere kulturelle Nutzungen einziehen. Mit einer Unterschriftensammlung untermauern die Anwohner ihr Anliegen, dass die seit 2017 unter Denkmalschutz gestellte ehemalige Glockengießerei erhalten und vor befürchteten Schäden durch Bauarbeiten am Nachbargelände geschützt bleibe.
Angenommen: Kein Silvesterfeuerwerk
Zwei Anträge aus der Laimer Bürgerversammlung fordern die Abschaffung von privaten Silvesterfeuerwerken. Mehrheitlich stimmten die Laimer dafür, dass künftig ein zentrales Feuerwerk organisiert werde, welches die vielen Böller, Kracher und Raketen in den Wohnvierteln ersetzen könnte. „Ein Umdenken wäre zeitgemäß und angebracht“, findet ein Antragsteller, der sich vor allem um die Tiere sorgt und die immense Luftverschmutzung durch die Feuerwerke beklagt. Nach Silvester 2017 seien zudem 60 Tonnen Müll weggeräumt worden. „Private Silvesterfeuerwerke haben inzwischen ein Ausmaß angenommen, das vergangene Feuerwerke völlig verblassen lässt“, pflichtet ein zweiter Antragsteller bei. „Im Interesse der Allgemeinheit“ sollten künftig Pulverdampf und Rauchschwaden in den Wohnvierteln vermieden werden.
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