„Wir können alle gestalten“
Umfrage unter den Karlsfelder Bürgermeisterkandidaten
Verkehr, Nachverdichtung, Karlsfeld als schönster Ort der Welt und Lieblingsplätze: Wenn am 15. März in Karlsfeld gewählt wird, geht es auch um das Amt des Bürgermeisters. Die Münchner Wochenanzeiger lassen die drei Karlsfelder Bürgermeisterkandidaten – Stefan Kolbe (CSU, 55 Jahre), Birgit Piroué (Bündnis für Karlsfeld, 61 Jahre) und Bernhard Goodwin (SPD, 41 Jahre) – in einem Fragebogen zu Wort kommen.
Stefan Kolbe (CSU): „Habe noch viele Ideen“
Was sind für Sie die größten Herausforderungen, die Karlsfeld in den nächsten Jahren bewältigen muss?
Verkehr, Mobilität, bezahlbarer Wohnraum, Kinderbetreuung und die Gemeindefinanzen.
Karlsfeld hat mit ähnlichen Problemen zu kämpfen wie München, kann sein seine Probleme aber nicht allein lösen – Stichwort Verkehr und Nachverdichtung. Wie wollen Sie diese Themen angehen?
Lösungen im Verkehr können nur übergreifend mit der Landeshauptstadt München und dem Landkreis Dachau bewältigt werden. Die Gemeinde hat vor kurzem einen Verkehrsentwicklungsplan verabschiedet. Jetzt gilt es, daran kontinuierlich weiterzuarbeiten. Vor allen Dingen brauchen wir da finanzielle Unterstützung durch Bund und Land. Das Radwegekonzept ist beauftragt, weitere Verbesserungen beim Öffentlichen Personennahverkehr (ÖPNV) sind im Gemeinderat diskutiert worden und dem Landkreis als Aufgabenträger übermittelt worden. Die Nachverdichtungen sind leider nicht zu verhindern, da bei Grundstücken ohne Bebauungspläne trotzdem ein gewisses Potential an weiterem Baurecht vorhanden ist. Die Gemeinde hat sich in den letzten Jahren gut entwickelt (Neue Mitte, Gesundheitszentrum, Karlsfelder Meile). Die Planungen zum Ludl-Gelände liegen auch in den letzten Zügen. Nachdem in den letzten Jahren viel in der Gemeinde- und Einwohnerentwicklung passiert ist, bin ich der Auffassung, dass wir die nächsten Jahre keine weiteren großen Baugebiete in Angriff nehmen sollten.
Was wollen Sie insgesamt noch erreichen in den kommenden sechs Jahren?
Solide Finanzen, Entspannung in der Kinderbetreuung, bezahlbarer Wohnraum für Familien, funktionierendes Radfahrkonzept, Ausbau des ÖPNV und natürlich die Nahversorgung westlich der Bahn.
Wann haben Sie sich dazu entschieden erneut für das Amt des Bürgermeisters in Karlsfeld zu kandidieren. Und wie hat Ihre Familie auf Ihre Entscheidung reagiert?
Nachdem ich noch viele Ideen für unsere Gemeinde habe, die ich umsetzen möchte, war es für mich keine Frage, nochmal zu kandidieren. Meine Familie trägt diese Entscheidung ja schon seit vielen Jahren mit.
Warum ist Karlsfeld für Sie der schönste Ort der Welt?
Ich bin in Karlsfeld aufgewachsen und schätze die Lebensqualität in meiner Heimatgemeinde mit einem tollen Vereinsleben und vielen Naherholungsmöglichkeiten.
Wo ist Ihr Lieblingsplatz in Karlsfeld?
Karlsfeld hat viele schöne Plätze. Ich gehe gerne im Schwarzhölzl spazieren, das liegt direkt vor meiner Haustür, aber auch an unseren Seen ist es sehr schön. Wenn es meine Zeit erlaubt, sitze ich auch gerne zuhause auf meiner Terrasse.
Birgit Piroué (Bündnis für Karlsfeld): „Bereit für den nächsten Schritt“
Was sind für Sie die größten Herausforderungen, die Karlsfeld in den nächsten Jahren bewältigen muss?
Schaffung von bezahlbarem Wohnraum mit Genossenschaften und Einheimischen-Modellen, Ausbau eines intelligenten Nahverkehrs: ÖPNV/ Carsharing/ Radwege, die Linienführung der Busse in Karlsfeld müssen optimiert werden, Konsolidierung der Gemeindefinanzen.
Karlsfeld hat mit ähnlichen Problemen zu kämpfen wie München, kann sein seine Probleme aber nicht allein lösen – Stichwort Verkehr und Nachverdichtung. Wie wollen Sie diese Themen angehen?
Gemeindegrenzen-überschreitender Dialog mit München und Dachau, Realisierung von Verkehrskonzepten mit neuen, kreativen Ansätzen wie beispielsweise die von Landrat Stefan Löwl unterstützte Idee der „Seilbahn“ nach München. Nachverdichtung ja, vor allem wenn es um Wohnbeschaffung für den Karlsfelder Bürger geht. Ansiedlung von nachhaltigem Gewerbe mit Wertschöpfung und geringen Flächenverbrauch.
Was wollen Sie insgesamt noch erreichen in den kommenden sechs Jahren?
Oberstes Ziel ist, dass sich die nachfolgenden Generationen in unserer Gemeinde wohlfühlen und sich mit Karlsfeld identifizieren können und sollen. Ich stehe für ein Bürgermeisteramt, welches alle Interessen des vertretenen Gemeinderats berücksichtigt. Entscheidungen müssen im Konsens getroffen werden. Die Leitlinien sind im Wesentlichen: moderates Wachstum höchsten 0,5 Prozent pro Jahr wie es auch Städteplaner empfehlen. Das ist schon eine große Herausforderung, da wir von 2013 bis 2018 also in nur fünf Jahren um knapp 15 Prozent gewachsen sind. Das Ergebnis liegt auf der Hand. Die Gemeinde verschuldet sich immer mehr und kommt ihren Aufgaben kaum noch nach. Die Festlegung einer Bevölkerungsobergrenze, das heißt nur noch geringste Zuwächse. In den nächsten zehn Jahren darf es keine Großprojekte wie Neue Mitte, Ludlgelände mehr geben. Das Ludlgelände dürfte aus meiner Sicht jetzt noch gar nicht bebaut werden, da wir mit der Infrastruktur erst nachkommen müssen. Attraktive und sichere Verkehrswege für Fußgänger und Radfahrer. Die Digitalisierung des Rathauses bei dem Mitarbeiter und Bürger im Focus stehen. Die zeitnahe Realisierung des Einzelhandels westlich der Bahn – auch durch Notmaßnahmen.
Wann haben Sie sich dazu entschieden für das Amt der Bürgermeisterin in Karlsfeld zu kandidieren. Und wie hat Ihre Familie auf Ihre Entscheidung reagiert?
Die Entscheidung fiel im Herbst. Ich fühle mich bereit für den nächsten Schritt, nachdem ich weitreichende Erfahrung im Gemeinderat und verschiedenen Ehrenämtern gesammelt habe. Die Kinder – drei Töchter und ein Sohn – sind erwachsen und selbstständig und stehen hinter dieser Entscheidung und ich habe die volle Unterstützung durch meinen Mann.
Warum ist Karlsfeld für Sie der schönste Ort der Welt?
Karlsfeld ist familienfreundlich und lebenswert. Der See, die zahlreichen Grünflächen, der TSV Eintracht sowie das freundschaftliche und das familiäre Miteinander. Sie ist die Heimat für Jung und Alt, aus allen sozialen Schichten und für Menschen verschiedener Herkunftsländer. Karlsfeld ist inmitten eines weltweit boomenden und innovativen Wirtschaftsraums, eine Ruhe- und Kraft ausstrahlende Gartenstadt am Rande des Dachauer Moos mit eigenem Charakter, den es zu bewahren gilt. Die Nähe zu München und Dachau bietet ein einzigartiges kulturelles Angebot.
Wo ist Ihr Lieblingsplatz in Karlsfeld?
Ich habe mehrere Lieblingsplätze: Joggen und Spaziergang im Schwarzhölzl, der See ist nicht nur im Sommer schön, traumhaft auch im Herbst und Winter, und mein Ruhepol ist mein Garten umgeben von bunten Blumen und netten Nachbarn.
Bernhard Goodwin (SPD): „Zukunft gestalten“
Was sind für Sie die größten Herausforderungen, die Karlsfeld in den nächsten Jahren bewältigen muss?
Wir müssen es schaffen den Zusammenhalt in der Gemeinde zu erhalten, während mehr Menschen in die Gemeinde ziehen. Mir ist es wichtig, dass alle Menschen in Karlsfeld gut leben können, auch die, die nicht so viel haben. Deswegen trete ich für bezahlbaren Wohnraum ein. Das zweite wichtige Thema ist der Verkehr. Aktuell zerschneiden Verkehrsachsen unsere Gemeinde. Mir ist es wichtig, dass die verschiedenen Verkehrsteilnehmer gleich wichtig genommen werden. Der öffentliche Nahverkehr, Radler und Fußgänger brauchen mehr öffentlichen Raum, damit sie stärker genutzt werden.
Karlsfeld hat mit ähnlichen Problemen zu kämpfen wie München, kann sein seine Probleme aber nicht allein lösen – Stichwort Verkehr und Nachverdichtung. Wie wollen Sie diese Themen angehen?
Mir ist die Vernetzung mit den Nachbargemeinden an dieser Stelle sehr wichtig. Denn Karlsfeld steht nicht alleine vor diesen Themen und muss auch nicht alleine stehen. München und Dachau können starke Partner sein, die Karlsfeld helfen. Bei der Nachverdichtung will ich ein geordnetes Wachstum statt es einfach laufen zu lassen. Für die Gemeinde bedeuten zusätzliche Bürger immer auch zusätzliche Aufgaben. Aktuell ist es so, dass die Gemeinde diese Aufgaben übernehmen muss, jedoch die teils erheblichen Gewinne anderswo gemacht werden.
Was wollen Sie insgesamt noch erreichen in den kommenden sechs Jahren?
Wir haben ein ganz ausführliches Programm für die nächsten sechs Jahre auf der Website der SPD in Karlsfeld stehen. Daran will ich mich halten. Wichtiger ist mir jedoch etwas anderes. Ich möchte, dass Karlsfeld in sechs Jahren selbstbewusster ist, denn neben den vielfältigen Herausforderungen hat Karlsfeld auch eine enorme Kraft, das ist die Kraft der Menschen, die hier wohnen und sich engagieren. Das ist das Potential in der guten Lage in einer wirtschaftlich blühenden Region. Ich will, dass die Menschen wieder erleben, dass sie ihre Zukunft gestalten können und dass diese Zukunft gut wird.
Wann haben Sie sich dazu entschieden für das Amt des Bürgermeisters in Karlsfeld zu kandidieren. Und wie hat Ihre Familie auf Ihre Entscheidung reagiert?
Als ich gefragt wurde, ob ich mir vorstellenkann in Karlsfeld für die SPD zu kandidieren, habe ich erst einmal versucht rationell abzuwägen und habe mich genau informiert. Dabei hat sich mein Bauch sofort dafür entschieden, das hat auch meine Freundin gemerkt (mir aber erst hinterher gesagt). Wahlkampf ist eine anstrengende Tätigkeit und als Herausforderer ist es noch einmal besonders schwierig. Aber meine Freundin weiß auch, dass ich im Kontakt mit den Menschen und im Austausch der Ideen einfach aufblühe.
Warum ist Karlsfeld für Sie der schönste Ort der Welt?
Karlsfeld, das sind die Menschen. Ich mag das Engagement in den Vereinen. Ich mag den zupackenden Geist der Siedlergemeinschaften. Ich mag den Ehrgeiz und den Spaß in Sport und Kultur. Das spannende an Karlsfeld ist ja seine Dynamik. Der Ort bleibt nicht stehen und wir können ihn alle gestalten. Es ist der schönste Ort der Welt, weil wir ihn dazu machen.
Wo ist Ihr Lieblingsplatz in Karlsfeld?
Ich mag den Waldschwaigsee sehr gerne. Der ist ein bisschen kleiner und weniger bekannt als der Karlsfelder See, aber er ist mit seiner Insel besonders idyllisch. Da sind nicht gar so viele Leute, deswegen würde ich Sie bitten das nicht weiterzuerzählen.
Copyright: Wochenanzeiger Medien GmbH