„Positiv weiterentwickeln“
Ludl-Grundstück: Gemeinderat leitet Bebauungsplanverfahren ein
Das Ludl-Grundstück an der Münchner Straße soll bebaut werden. Der Gemeinderat hat hierzu fast einstimmig die Einleitung eines Bebauungsplanverfahrens inklusive einer breiten Bürgerbeteiligung beschlossen. „Es gibt für das Gelände einen Entwickler, der hier ein großes Projekt durchführen möchte. Insgesamt ist eine Bebauung in der Dimension der Neuen Mitte oder größer gewünscht“, erklärt Franz Trinkl (SPD). Neu bei diesem Projekt sei eine umfassende, professionell begleitete Bürgerbeteiligung. Die erste Veranstaltung wird ein Bürgerworkshop sein, der am Samstag, 20. Oktober, ab 9 Uhr in der Grundschule an der Krenmoosstraße stattfindet.
„Hier sollen die Karlsfelder ihre Ansichten, Wünsche und Anregungen einbringen. Es geht darum, bereits im laufenden Verfahren einzuwirken und nicht erst danach“, so Karlsfelds Baureferent weiter. Eine zweite Veranstaltung soll Anfang 2019 stattfinden. Läuft alles nach Plan, dann werde der Bebauungsplan Mitte 2019 fertig sein. Ein möglicher Baubeginn wäre dann im Jahr 2020. Ebenfalls neu ist, betont Franz Trinkl, dass zum ersten Mal die Sozialgerechte Bodennutzung (SoBoN) ziehe. „Der Bauherr ist also verpflichtet etliche Sozialwohnungen zu bauen, die wir dringend brauchen, ebenso wie Kindergartenplätze. Die Bebauung ist Chance und Risiko, wie immer.“
Mix aus gewerblichen Nutzungen und Wohnen
Was und wie genau gebaut werden soll, werde im nun beginnenden Verfahren und der dabei vorgesehenen ausführlichen Bürgerbeteiligung geklärt werden, sagt auch Stefan Handl (CSU). „Ganz allgemein geht es um einen Mix aus gewerblichen Nutzungen und Wohnen. Der Gewerbeteil soll zuerst realisiert werden und die Wohnungen erst danach. Diesen Stufenplan hat der Gemeinderat nochmals klar betont“, so Karlsfeld zweiter Bürgermeister. „Ich halte es für die weitere Entwicklung von Karlsfeld für sehr wichtig, dass es auf diesem sehr zentral gelegenen Grundstück nunmehr eine Aussicht auf eine sinnvolle Entwicklung gibt. Sie soll im Einvernehmen mit den Eigentümern, Investoren und unseren Bürgern stattfinden.“
„Wahrlich kein Aushängeschild“
Das direkt an der Münchner Straße gelegene Grundstück sei derzeit wahrlich kein Aushängeschild für Karlsfeld. „Ich habe schon immer die Meinung vertreten, dass das Image unserer Gemeinde sehr stark vom Ortsbild an der Münchner Straße beeinflusst wird. Deshalb gibt es aus meiner Sicht auch sinnvolle Alternativen“, erklärt Stefan Handl. Der „Status Quo“ sei ebenso wenig eine Option, wie der rechtlich mögliche Bau eines 800 Quadratmeter großen Einkaufsmarktes. „Dadurch würden wir uns viele Chancen verbauen, wie zum Beispiel die Verlängerung der Gartenstraße über die Münchner Straße.“ Mit dem jetzt startenden Verfahren könne man – neben diesem seit den 70er Jahren gewünschten „Brückenschlag“ – dringend benötigte Gewerbeflächen gewinnen, was auch im Bürgerdialog vor einigen Jahren favorisiert worden sei, weitere Kinderbetreuungsplätze schaffen, die Lücke in der Nibelungenstraße schließen, weiteren geförderten Wohnraum gemäß SoBoN bekommen und die Ludl-Kapelle besser zur Geltung bringen.
„Transparenz in der Planungsphase“
Die aktive Einbindung der Bürger war dem Gemeinderat nach Angaben des zweiten Bürgermeisters sehr wichtig. Es sei ein mehrstufiger Prozess geplant. Das Bebauungsplanverfahren werde eine gewisse Zeit in Anspruch nehmen. „Gerade für den Dialog mit den Bürgern wollen wir uns auch die nötige Zeit nehmen. Diese Planungsphase wird sicher bis weit in das Jahr 2019 dauern.“ Auch er rechnet mit einem Baubeginn im östlichen Teil des B-Plangebietes (Gewerbeteil) frühestens im Jahr 2020. „Die Wohnungen sollen wie gesagt erst danach gebaut werden.“ Insgesamt werde das gesamte Vorhaben bis zum Abschluss bestimmt von heute an gerechnet sechs Jahre oder mehr dauern. „Auf Schnelligkeit kommt es auch nicht an“, meint Stefan Handl. „Wichtig sind vielmehr Transparenz in der Planungsphase und Qualität in der Umsetzung. Karlsfeld soll sich mit diesem Projekt positiv weiterentwickeln. Die Chancen hierfür sind aus meiner Sicht sehr groß.“
"Maßvolles Wachstum"
Das „Bündnis für Karlsfeld“ befürwortet nach Angaben seiner Fraktionsvorsitzenden Mechthild Hofner die Ansiedlung von Gewerbe an dieser Stelle. „Auch wird dort erstmals die vom Bündnis beantragte und im Gemeinderat beschlossene SoBoN angewandt“, betont sie. Man begrüße zudem auch die Entstehung von Sozialwohnungen. Der Investor plane ein weiteres, großes Zentrum, erklärt Karlsfelds Umweltreferentin. Das 40.000 Quadratmeter große Gelände solle demnach intensiv genutzt und dicht bebaut werden – mit einem Mix aus Gewerbe, Wohnen, Hotel, Gaststätten und einer Kita. „Nach Aussage des Investors alles mit sehr hoher Lebens- und Aufenthaltsqualität. Ob dies wirklich so gegeben ist, dazu werden die Karlsfelder befragt“, betont Mechthild Hofer. „Unsere Standpunkte zu weiteren wichtigen Eckpunkten werden wir in weiteren öffentlichen Sitzungen kundtun und auch immer wieder anmahnen, doch auch die Leitlinien aus dem letzten, landkreisweiten Bürgerworkshop ‚Dorf und Metropole‘ nicht ganz bei Seite zu schieben: nämlich ein maßvolles Wachstum von 0,5 bis ein Prozent jährlich.“
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