Gemeinsam aktiv
In Karlsfeld gelingt die Integration auch über das sportliche Angebot
Dass der Sport einen großen Beitrag zur Integration leistet, ist unbestritten. „Das ist ein ganz wichtiger Faktor“, betont Karin Boger vom Helferkreis Karlsfeld. Bei einer Besprechung mit Anton Zenner, ebenfalls Mitglied des Helferkreises, und Rolf Friedrichsen, dem Integrationsbeauftragten des TSV Eintracht Karlsfeld, habe man Ende vergangenen Jahres darüber gesprochen, einen Schwimmkurs für die Flüchtlingskinder der Gemeinde zu organisieren. „Das haben wir dann auch sehr schnell auf die Beine gestellt und schon im Januar dieses Jahres den ersten Kurs gestartet“, so Karin Boger, die 1971 die Schwimmabteilung des TSV Eintracht Karlsfeld gegründet hat und Mitinitiatorin des Baus des Karlsfelder Hallenbades war, weiter. „Und die ersten Seepferdchen sind auch schon bestanden.“
Karin Boger leitet die Kurse zusammen mit Hardy Houseni aus dem Iran und dem 16-jährigen Marlon Priebe vom TSV Eintracht Karlsfeld. Man wolle keine Konkurrenzveranstaltung zu den Schwimmangeboten des Vereins sein, stellt Karin Boger klar heraus. „Zwei Kurse haben bereits stattgefunden und der dritte ist in Vorbereitung.“ Finanziert und unterstützt werden die Schwimmkurse des Helferkreises von der Caritas. „Die Kinder sind im Schnitt acht bis neun Jahre alt. Für mich ist wichtig, dass alle Kinder europäische Badekleidung beim Schwimmen tragen. Das hat für mich auch entscheidend mit Integration zu tun. Ansonsten fühlen sich die Kinder, insbesondere natürlich die Mädchen, ausgrenzt.“ Man spreche das Thema im Vorfeld bei den Familien an „und stoßen in der Regel immer auf Verständnis“, sagt auch Anton Zenner.
Wie wichtig Integration und Sport sind, bestätigt auch Rolf Friedrichsen, der Integrationsbeauftragte des TSV Eintracht Karlsfeld. „Wir haben 2015, als die Traglufthalle in Karlsfeld noch in Betrieb war, von Seiten des Vereins zum Beispiel einige Flüchtlinge im Taekwondo, aber natürlich auch beim Fußball, untergebracht. Obwohl das beim Fußball grundsätzlich schwierig war, weil die Abteilung im Grunde voll ist.“ Deshalb habe man eigens eine Flüchtlingsmannschaft gegründet, die immer noch besteht. „Sie sind auch gar nicht unerfolgreich“, erzählt Rolf Friedrichsen, der bis Mai dieses Jahres die Turnabteilung des Vereins geleitet hat. „Unter anderem haben sie 2017 den 2. Platz beim Landkreispokal belegt.“ Beim TSV Eintracht Karlsfeld sind im Übrigen sowohl das Präsidium als auch die insgesamt 14 Abteilungen ehrenamtlich geführt. „Ich würde sagen, dass rund 120 Personen ehrenamtlich im Verein tätig sind“, so Rolf Friedrichsen.
„Hilfe anbieten“
Die Flüchtlingsmannschaft trainiert einmal pro Woche. „Das Training organisieren die Spieler selbst“, sagt Anton Zenner. „Das funktioniert wirklich gut.“ Und Rolf Friedrichsen ergänzt: „Alle Spieler sind im Übrigen in Arbeit oder Lehre.“ Sowohl von Seiten des Helferkreises als auch von Seiten des Vereins habe man zur Integration der jungen Männer sicherlich einiges beitragen können. Insgesamt fühlen sich alle drei verpflichtend, den Menschen zu helfen. „Wenn man die Not der Leute gesehen hat, fühlt man sich angesprochen, Hilfe anzubieten“, betont Anton Zenner. Wer sich als Teil der Zivilgesellschaft fühle, sollte sich verpflichtet fühlen, ehrenamtlich zu arbeiten. „Das betrifft gerade auch die Integration der geflüchteten Menschen“, sagt Rolf Friedrichsen, der, genauso wie Anton Zenner, ehemaligen Marathonläufer ist. „Mein Vorbild ist Carola Rackete. Ich finde es vorbildlich von ihr und ihren Kollegen samt der ganzen Schiffsbesatzung, dass sie sich aufmachen, um die Menschen im Mittelmeer nicht ertrinken zu lassen.“
Chance nutzen
Die ehrenamtliche Hilfe sorge für ein wenig gesellschaftlichen Frieden, wie Karin Boger findet. „Das ist unser kleiner Beitrag“, sagt sie. Mit ihrer ehrenamtlichen Arbeit haben sie die Chance, „die Neuankommenden von Anfang zu integrieren“, wie Rolf Friedrichsen findet. „Diese Chance muss man doch nutzen. Und das macht gerade die Gemeinde Karlsfeld sehr viel: sie bauen Häuser, bringen die Leute in Arbeit und Lehre, unterstützen die Sportmöglichkeiten und Sprachkurse.“
Man bekomme für seine ehrenamtliche Tätigkeit sehr viel Dankbarkeit zurück, betont Anton Zenner, der im Helferkreis auch für die Fahrradreparaturwerkstatt und die Ausgabe der Fahrräder an die Flüchtlinge der Gemeinde zuständig ist. „Wir bekommen oft Fahrräder gespendet, jedoch sind die nicht immer funktionstüchtig. Deshalb kamen wir auf die Idee die Räder zusammen mit den Flüchtlingen selbst zu reparieren“, erzählt Anton Zenner. „Zu Beginn war es auch noch so, dass wir auch einen Theorieunterricht eingerichtet haben, im dem wir auf die Verkehrsregeln bei uns eingegangen sind. Das ist heute aber nicht mehr nötig. Auch in diesem Bereich ist schon sehr viel Integration passiert.“
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