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Rubrik: Gesamt · Stadtteil: München
Montessori-Schule soll bis 2016 nach Großhadern umziehen
Aktion Sonnenschein bedauert, dass Stadt und Regierung sich nicht bewegen
Die Sendlinger fürchten um den Verbleib der Montessori-Schule in ihrem Viertel: Landtagskandidat Florian von Brunn und die SPD im Bezirksausschuss fordern, die Schule und den Kindergarten an der Reutberger Straße zu erhalten. Sie kritisieren die Pläne der Aktion Sonnenschein, den Standort aufzulösen und Kinderbetreuung und Schule in Zukunft nur noch in der Heiglhofstraße anzubieten. Die Aktion Sonnenschein sieht aber mangels Zusagen von Stadt und Regierung keine Alternative zur Zusammenlegung.
Lange nach Lösungen gesucht
Die Aktion Sonnenschein, Träger der Schule, hat lange nach Lösungsoptionen gesucht, um die vorbildlich in das Umfeld
eingebettete Zweigstelle in Sendling zu erhalten, erklärte ihr Geschäftsführer Johannes Högl. Dazu hätten aber einige
Voraussetzungen erfüllt werden müssen: insbesondere die langfristige Festschreibung des Erbpachtzinses auf dem aktuellen Niveau durch die Landeshauptstadt; die Zusage der Regierung von Oberbayern, den Erbpachtzins langfristig zu refinanzieren; und die Genehmigung der Baumaßnahmen an zwei Standorten und Zusage der finanziellen Förderung - auch des damit verbundenen größeren Investitionsaufwandes - durch die Regierung von Oberbayern.
Voraussetzungen nicht erfüllt
Trotz vielfacher Bemühungen und des von allen Seiten zum Ausdruck gebrachten Wohlwollens gegenüber der Aktion Sonnenschein und deren Zielen konnte keine der genannten Bedingungen erfüllt werden, bedauert Högl.
Stadt reduziert Erbpacht nicht
Die Stadt habe sich aus rechtlichen Gründen nur dann in der Lage gesehen, den Erbpachtzins zu reduzieren, wenn mehr kommunale Aufgaben, z.B. Kindergarten oder -krippe übernommen würden. Eine Schule stelle jedoch eine staatliche Aufgabe dar. Dass der Stadt dadurch dennoch Kosten erspart werden, lasse sie nicht gelten. Für einen spürbaren Ausbau der vorschulischen Einrichtungen, verbunden mit einer Vergrößerung der Schule von vier auf acht Klassen, sei das Grundstück jedoch zu klein.
Regierung trägt Mehrkosten nicht
Die Regierung von Oberbayern teilte der Aktion Sonnenschein mit, dass eine Refinanzierungszusage für den Erbpachtzins nicht erfolgen könne, da die erforderlichen Erweiterungsbauten auf dem im Eigentum des Schulträgers befindlichen Grundstück in Großhadern möglich seien. Darüber hinaus sei aus ein zweiter Standort nicht notwendig und die „Einhäusigkeit“ der Schule anzustreben. Eine finanzielle Förderung könne nur für die wirtschaftlichste Lösung erfolgen. Der Bau an zwei Standorten ist jedoch zwangsläufig mit höheren Investitionen verbunden. Die Mehrkosten müssten somit vom privaten Schulträger alleine getragen werden, wozu dieser nicht in der Lage sei.
Zusammenlegung unausweichlich
Der Standort in Sendling ist seit 1972 in einem Containerbau untergebracht, der als Übergangslösung gedacht war. Aus einer Reihe von Gründen sind Baumaßnahmen an beiden Standorten, in Großhadern und Sendling, erforderlich. Daher
beschäftigte sich der Vorstand der Aktion Sonnenschein bereits seit mehreren Jahren mit dieser Problemstellung. Nach ausgiebiger Prüfung der verschiedenen Handlungsoptionen entschied der Vorstand, die beiden Standorte zusammenzulegen. Ab September 2016 soll deshalb das pädagogische Angebot der Aktion Sonnenschein in dem bis dahin optimierten Gebäude in Großhadern auch den Kindern aus Sendling offenstehen.
Kein Schulkind muss umziehen
Sollte der Stadtrat den Antrag der grün-rosa Stadtratsfraktion, den derzeitigen Erbpachtvertrag mit dem Träger der Schule um ein Jahr zu verlängern, annehmen, werde sich der Vorstand der Aktion Sonnenschein damit gerne und konstruktiv auseinandersetzen, so Högl. Alle Kinder, welche die Zweigstelle in der Reutberger Straße bereits besuchen, können dort ihre Grundschulzeit ganz normal zu Ende bringen. Eltern, deren Kinder in den kommenden Jahren neu
eingeschult werden, wird eine großzügige Übergangsregelung angeboten. Als mögliche Maßnahmen fasst Högl die Organisation von Shuttlebussen oder einen Nachlass auf das Schulgeld ins Auge. „Der Schulbetrieb“, so Högl weiter „wird bis zum Umzug 2016 ganz normal weitergeführt. Wir werden Eltern und Kindern auch in den nächsten Jahren ein interessantes und innovatives pädagogisches Angebot machen, so dass es richtig ist und richtig bleibt, Kinder bei uns anzumelden.“ Hierzu bedürfe es einer soliden Lösung, die mit der Zusammenlegung der beiden Standorte gefunden wurde.
SPD: Stadt muss alle Spielräume nutzen
Die Sendlinger SPD fordert die Landeshauptstadt München auf, "alle möglichen Spielräume zu nutzen, um den Schulstandort zu erhalten". "Die Montessorischule und der Kindergarten in der Reutberger Straße sind für Sendling unverzichtbar. Die Verantwortlichen der Aktion Sonnenschein und in der Regierung von Oberbayern müssen ihre Entscheidungen dringend überdenken!" meint Landtagskandidat Florian von Brunn. Für ihn ist das Dilemma, dass die Regierung von Oberbayern von der Landeshauptstadt München wirtschaftliches Vorgehen einfordert und zugleich nicht bereit sei, langfristige Finanzierungszusagen abzugeben. "Ich erwarte von der Aktion Sonnenschein ein klares Bekenntnis zum Standort Reutberger Straße, von der Regierung von Oberbayern eine verlässliche und langfristige Finanzierungszusage und von der Landeshauptstadt München, dass sie alle Spielräume zugunsten der Schule ausnutzt", so von Brunn. Falls die Aktion Sonnenschein den Standort Reutberger Straße tatsächlich schließe, müsse die Landeshauptstadt einen anderen Träger suchen.
Seit 40 Jahren Vorreiter
1972 gründete die Aktion Sonnenschein die erste Schule Bayerns, die Kinder mit und ohne sonderpädagogischen Förderbedarf gemeinsam unterrichtete. Damals als „pädagogischer Unfug“ verschrien, ist dieses Prinzip spätestens
mit der UN-Behindertenrechtskonvention zum Maßstab für Inklusion geworden. Die bisher an zwei Standorten in München vertretene Montessori-Schule der Aktion Sonnenschein versteht sich als „eine Schule der Vielfalt“ und leistet seit über 40 Jahren erfolgreich Integrations- und Inklusionsarbeit.
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