Ehrenamt in der Jugendarbeit
Junge Helfer ergreifen später soziale Berufe
„Mir gefällt, wie vielfältig die Arbeit hier ist. Die Kinder sind so spontan und haben immer neue Ideen. Das bringt mich auch persönlich weiter,“ sagt Sarah Pieper, die seit vergangenen Herbst ehrenamtlich auf dem Abenteuerspielplatz in Germering mitarbeitet. Ihren Einstand gab die 19-Jährige bei der Halloweenparty, die jedes Jahr mit allem Drum und Dran auf dem ASP gefeiert wird.
Kind sein, Kind bleiben
Aber auch an normalen Tagen werden auf dem ASP freiwillige Helfer dringend gebraucht. Zwar wird der Platz von einem Team festangestellter Sozialpädagogen und Erzieher betreut, die während der Öffnungszeiten das freie Spiel der Kids überwachen und Zusatzangebote, wie Werk- und Bastelnachmittage, Bauprojekte, Lagerfeuer anbieten. Doch gerade an schönen Sommertage, wenn auf dem Abenteuerspielplatz Hochsaison herrscht, der Fußballplatz, der Matschspielplatz, das Hüttendorf und jedes Spielgerät von unternehmungslustigen Kids erobert wird, ist freiwillige Unterstützung hoch willkommen. Auch das abwechslungsreiche Ferienprogramm, das vom ASP angeboten wird, oder das Spielmobil, das im Sommer dreimal in der Woche durch Germering tourt, kann vom festen Personal alleine nicht betreut werden. Pädagogische Erfahrung müssen ehrenamtliche Helfer nicht mitbringen, viel wichtiger ist das persönliche Engagement, die Freude am Umgang mit Kindern und Verantwortungsbewusstsein.
Abenteuer Spielplatz
„Unserer Honorarkräfte müssen keine erzieherische Arbeit leisten. Sie sind aber nicht unsere Handlanger. Wir freuen uns, wenn sie ihre eigenen Ideen einbringen,“ sagt Martin Pollock, der seit zwölf Jahren Leiter des ASP in Germering ist. Schon als Kind war er Dauergast auf dem Abenteuerspielplatz, genoss es, in der freien Natur zu spielen, sich ausprobieren, sich beim Hüttenbau handwerklich zu verwirklichen zu können aber gleichzeitig auch Teil einer Gemeinschaft zu sein. „Das ist das Besondere beim Abenteuerspielplatz. Hier können die Kinder, die in einem oft überhüteten, urbanen Umfeld aufwachsen Natur erleben, frei sein, auch mal auf einen Baum kraxeln und viele Dinge ausprobieren, die sie ansonsten vielleicht niemals kennenlernen würden. Und dies alles innerhalb eines geschützten Raumes. Das finde ich sehr wichtig.“
In den sozielen Beruf hineinwachsen
Diese positiven Kindheitserinnerungen haben letztendlich Martin Pollocks spätere Berufswahl beeinflusst. Sarah Pieper, die aus Geisenbrunn stammt, hat sich für ein Pädagogikstudium entschieden, allerdings mit Schwerpunkt Theorie und Wissenschaft. Den Kontakt mit den Kindern empfindet sie als große Bereicherung. „Ich hätte nie gedacht, wie schnell die Kinder Vertrauen fassen und einem alles Mögliche, auch ganz private Dinge erzählen. Da fühlt man sich automatisch verpflichtet, diesem Vertrauen auch gerecht zu werden.“
Engagement für Jugendliche ab 13 Jahre
Nicht nur der ASP, auch die anderen Einrichtungen der offenen Jugendarbeit in Germering beschäftigen ehrenamtliche Helfer und freuen sich über jede Form freiwilligen Engagements. Ob Cordobar (Bahnhofsplatz) JUZ II (Aubinger Weg) oder Jugendwerkstatt (Schmiedstraße), um das breit gefächerte Angebot für Jugendliche in Germering aufrecht erhalten und auch Sonderprojekte spontan und unbürokratisch verwirklichen zu können, ist eine Personaldecke erforderlich, die selbst städtisch finanzierte Einrichtungen nicht stemmen können. Gerd Weinhart, der im Rathaus für Germerings Jugendhäuser zuständig ist, erklärt: „Offene Jugendarbeit heißt ja nicht die Betreuung einer gesellschaftlichen Randgruppe oder jugendlicher Problemfälle. Das sind ganz normale Jugendliche, mit altersspezifischen Bedürfnissen und Problemen.“ Die Jugendhäuser sind betreute Örtlichkeiten, an denen Jugendliche unter sich sein können. Die Betreuer halten sich im Hintergrund, haben aber ein offenes Ohr, wenn Jugendliche einen Rat oder eine andere Meinung hören wollen. Darüber hinaus liefern die Betreuer viele Zusatzangebote darunter auch sozialpädagogische Unterstützung. Vor allem geht es aber darum, die Jugendlichen anzuregen, ihre Freizeit sinnvoll zu gestalten und eigene Ideen umzusetzen, sodass sich auch in den Jugendzentren immer wieder kreative Betätigungsfelder für Ehrenamtliche auftun. „Es hat sich bewährt, wenn die Betreuer vom Alter her nicht zu nah an den Kindern dran sind“, sagt Weinhart. In der Schraubwerkstatt war beispielsweise viele Jahre lang ein aktiver Senior tätig. Für ehrenamtliches Engagement, auch in der Jugendarbeit, ist es also nie zu spät.
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