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Rubrik: Gesamt · Stadtteil: München
Ein Streit um Bilder und Reaktionszeiten
Mehrheit sieht keine zu große Gefahr in der Carola-Neher-Straße
Wie gefährlich ist es, von der Carola-Neher-Straße in die Siemensallee einzubiegen? „Das Wegkommen dort ist ein Problem“, schilderte Wilfried Buchsteiner, Sprecher der Senioreninitiative "Ü 60 aktiv", dem Bezirksausschuss im Münchner Süden (BA 19). Wegen parkender Autos sei es schwer, nach links in die Siemensallee einzubiegen.
Der vorfahrtsberechtigte Verkehr auf der Siemensallee sei für Fahrer, die an der Einmündung stehen, nicht früh genug zu erkennen. Das überfordere ihre Reaktionsfähigkeit. Daher bestehe bei jedem Einbiegen Unfallgefahr. „Es gibt hier zu viel Parkplätze“, sagte Buchsteiner und beantragte, diese Gefahrensituation zu beseitigen. Anders bewertete Reinhold Wirthl (CSU) die Situation.
Keine besondere Einmündung
„Wir haben uns das angeschaut“, berichtete er aus der Mobilität-Arbeitsgruppe (Unterausschuss) des Bezirksausschusses. Alle Vorgaben der StVO werden an der Stelle beachtet und die Verkehrsinsel vor der Einmündung sei optimal angebracht. Eine Tempobeschränkung sei auf der Siemensallee schwer durchzusetzen, da sie eine Hauptroute sei. „Man muss halt etwas aufpassen“, meinte Wirthl, das sei aber an vielen Stellen in der Stadt so. Der Unterausschuss rate daher, die Einmündung nicht zu verändern, sondern so zu belassen wie sie ist.
Henriette Holtz (Grüne) pflichtete dem bei. „Das ist eine total problemlose Einmündung“, sagte sie, „Ich sehe keinen Punkt, etwas zu ändern.“ Radfahrer, die die Stelle schwierig finden, könnten die nahe Fußgängerquerung nutzen. Monika Reim (SPD) sah es ähnlich: „Man muss sich in die Straße reintasten“, sagte sie. Das sei nichts Besonderes: „Ich verstehe diese Diskussion nicht.“
"Das gibt es tausendfach"
Auch die Polizei sieht keine Probleme. Die Einmündung sei sogar überbreit, die Sicht nach links für Fahrer aus der Carola-Neher-Straße komplett frei. Ein Fußgängerüberweg als „Entschärfung“ sei wegen der dafür zu hohen Anzahl an Autos nicht möglich, eine Ampel an der Stelle wäre zu nah an den Nachbarampeln. Die Polizei verzeichnet an der Einmündung so gut wie keine Unfälle und relativ wenig Raser. „Das ist eine Einmündung, wie es sie tausendfach in München gibt“, so die Bewertung der örtlichen Polizei.
"Wird nicht allen gerecht"
„Mich wundert, dass die Polizei die Gefahr nicht sieht“, beklagte Senioren-Sprecher Buchsteiner. Zudem griff er Inga Meincke (Grüne) an, weil diese im Bezirksausschuss Fotos zeigte, die die Einmündung in einer anderen Park-Situation als die von ihm selbst vorgelegten Fotos zeigen. Meincke hatte mit ihren Bilder allerdings Buchsteiners „Zu-viel-Parkplätze“-Argumentation stärken wollen: Sie zeigte, dass ohne die von Buchsteiner kritisierten parkenden Autos die Sicht für abbiegende Fahrer freier und die Gefahr damit gebannt wäre. Meincke schlug vor, einen Parkplatz in der Siemensallee unmittelbar rechts neben der Einmündung aufzugeben, um die Sicht für die Autofahrer in der Carola-Neher-Straße zu verbessern. Zwar sei die jetzige Gestaltung der Einmündung regelkonform, ging sie auf Reinhold Wirthls Argumentation ein, „die Regelgerechtigkeit wird aber nicht allen Bedürfnissen gerecht“.
Schilder wären neue Gefahr
Im Bezirksausschuss fand sich für den Vorschlag Meinckes, auf einen Parkplatz zu verzichten, indes keine Mehrheit. Das Bürgergremium entschied, die Situation an der Einmündung nicht zu verändern.
Die Polizei erklärte, es genüge nicht, den Parkstreifen anders zu markieren, da die Markierung an der Fahrbahn immer nur ein „Vorschlag“ sei. Wolle man das Parken eines Autos an dieser Stelle verhindern, müsse man ein Halteverbot erlassen. Dazu wären zwei Schilder nötig, die man sehr nahe beieinander (vier bis fünf Meter Abstand) aufstellen müsse. Dies wiederum sei nur am Radweg möglich und würde dann möglicherweise Radler gefährden.
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