"Da gibt's Naturtalente"
Jugendliche entwerfen und fertigen Stele für Mittelschule an der Walliser Straße
"Mittelschule Walliser Straße 5" prangt in großen Lettern auf der Stele. Nicht zu übersehen, gleich neben dem Eingang. Endlich. Schulleiter Florian Bär lächelt zufrieden. "Das hat hier wirklich gefehlt", sagt er. "Es war mir schon immer ein Anliegen, dass wir hier etwas Repräsentatives für die Schule bekommen, etwas, das eindeutig auf die Schule hinweist", so Florian Bär. Also habe man gemeinsam überlegt, was man machen könne.
Über den Tellerrand blicken
"Die ersten Überlegungen, also sozusagen die erste Wehen, gab es bereits im Oktober 2014", erinnert er sich. Von Anfang an mit im Boot: Ingeborg Köstner, Lehrerin für Technik und Kunst. "Es lag nahe, dass wir die Schüler miteinbeziehen", sagt sie. So reifte die Idee für die Stele heran. Das nötige Know-how und fachliche Unterstützung holten sich die Schule von Ahmad Alkhudair, Metallgestalter und Bildhauer aus dem Westend. "Das Ganze hat sich super unter dem Aspekt des berufsorientierten Unterrichts angeboten", sagt Ingeborg Köstner. "Die Schüler hatten die Möglichkeit, über den Tellerrand zu blicken und Erfahrungen in einer Metallwerkstatt zu sammeln."
"Viele Tipps vom Künstler"
Ab etwa Mai vergangenen Jahres stürzten sich die insgesamt 22 Schüler sowohl aus Regelklassen als auch den so genannten Übergangsklassen in die Arbeit. Entwürfe wurden zu Papier gebracht, manche weiterentwickelt, andere verworfen. In kleinen Gruppen tüftelten die Schüler, überlegten und zeichneten. Unter ihnen waren auch Omran und Fatlum. Für die inzwischen 15-Jährigen steht ganz klar fest: "Das Entwerfen der Buchstaben hat uns am meisten Spaß gemacht." Während Omran für das E zuständig war, entwarf Fatlum das R und das S. "Wir haben sehr viele Tipps vom Künstler bekommen. Es ist alles genauso geworden, wie wir es uns vorgestellt haben", sagt Fatlum. Bei der Berufsorientierung habe ihm das Projekt geholfen. Er könne sich durchaus vorstellen, Produkte zu designen.
"Es war wirklich ein schönes Projekt und die Schüler waren mit tollem Engagement dabei", schwärmt Ingeborg Köstner. "Die Buchstaben mussten erst einmal auf Seidenpapier aufgemalt werden. Dann wurden sie mit einem Wasserstrahl aus Messingplatten ausgeschnitten. Allerdings bei einer externen Firma, denn das wäre für die Schüler einfach zu gefährlich gewesen", erklärt die Lehrerin. "Ansonsten waren die Schüler in den Prozess komplett eingebunden." Gearbeitet habe die Gruppe abwechselnd mal in der Schule, mal in der Werkstatt von Ahmad Alkhudair.
"Sehr positive Zusammenarbeit"
Auch der Künstler selbst zeigt sich beeindruckt vom Einsatz und dem Können der Schüler. "Es waren wirklich in jedem Arbeitsprozess Schüler mit besonderen Begabungen, ja Naturtalente dabei." Die Zusammenarbeit habe er als sehr positiv empfunden, so der in Kuwait geborene Künstler. "Unter den Jugendlichen waren auch ein paar arabischsprachige Schüler. Da habe ich sicher schnell einen Zugang gefunden. Es waren aber auch polnischsprachige Teilnehmer dabei und wir haben uns trotzdem verstanden. Die Sprache war nicht so ausschlaggebend für unser Verständnis." Für ihn sei es das erste Projekt mit Schülern in dieser Größenordnung gewesen. "Ich biete seit zehn Jahren unter dem Titel ,Kinder treffen Künstler' Projekte an Grundschulen an", sagt Ahmad Alkhudhair. "Das ist aber in einem kleineren Rahmen."
In den Sommerferien wurde pausiert. "Aber im Oktober und November wurde wieder regelmäßig gearbeitet", sagt Ingeborg Köstner. Auch die Grube für das Fundament hätten die Schüler selbst ausgehoben. "Sie waren zum Teil auch nach der regulären Schulzeit noch da und haben weitergemacht", lobt die Kunstlehrerin. Kurz vor den Weihnachtsferien wurde das Kunstwerk schließlich aufgestellt.
Dank an Bezirksausschuss
Florian Bär ist vor allem dem Bezirksausschuss (BA) 19 dankbar. Denn finanziert werden musste das Projekt ja auch. "Der BA hat uns mit einer großen Summe unterstützt", sagt er. Dank gelte aber auch einer Stiftung sowie der Regierung von Oberbayern. Ohne die finanziellen Hilfen wäre das Projekt nicht möglich gewesen.
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