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Rubrik: Gesamt · Stadtteil: München
Gut Freiham wird aufgeweckt
Die neuen Besitzer Rossius stellten ihre Pläne vor
Es strahlt den Charme vergangener Zeiten aus, das ensemblegeschützte Gut Freiham, Namensgeber für das neue Stadtviertel im Westen Münchens. Die erste bekannte Erwähnung der „villa Frihaim“ stammt aus dem Jahr 1136. So alt sind die heute noch erhaltenen historischen und teilweise unter Denkmalschutz stehenden Gebäude aber nicht. Die meisten sind immerhin einige hundert Jahre alt wie beispielsweise die Hofmarkskirche Heilig Kreuz. Nachdem 2008 das im neugotischen Stil umgestaltete Schloss Freiham an die amerikanische Gesellschaft Forever-Living-Products verkauft worden war, die das Gebäude als Firmensitz aufwendig sanieren ließ, wurde das übrige Ensemble vor kurzem von der Gebrüder Rossius GmbH gekauft. Die Gebrüder Rossius sind ein bekanntes Münchner Immobilienunternehmen, die erst vor ein paar Wochen Aufsehen mit ihrem Vorschlag erregt hatten, die Landshuter Allee in München zu überdachen, um Platz für neue Wohnungen zu schaffen. Auch für Freiham haben die Gebrüder Rolf und Bodo Rossius schon konkrete Pläne. Sie wollen das verschlafene Gut wiederbeleben und zu einem „Juwel“ umgestalten. Für mehrere Millionen Euro sollen der Gutshof, Kirche und Friedhof renoviert werden. Die Kirche Heilig Kreuz wurde zwar 1315 urkundlich erwähnt, der spätgotische einschiffige Bau stammt aber wohl aus der Mitte des 15. Jahrhunderts. Auf dem Friedhof findet man noch Grabsteine aus dem 17. Jahrhundert. Zu dem Gut gehören weitere Gebäude wie die Schlosswirtschaft mit Biergarten, einstige Scheunen und Ställe, die Schnapsfabrik und diverse Nebengebäude. Die zum Gut führende Kastanienallee steht unter Naturschutz.
Kavaliershäuser und Orangerie
Für das neue Gut planen die Brüder Rossius außerdem ein Eisenbahnmuseum in Gedenken an die Familie Maffei (ehemalige Besitzer von Gut Freiham) und Räume für die Ost- und Westpreußenstiftung (Rolf Rossius ist erster Vorsitzender). Zehn sogenannte „Kavaliershäuser“ sollen zum Wohnen errichtet werden. Das bestehende Gutsgebäude, in dem derzeit Wohnungen untergebracht sind, soll wieder gewerblich genutzt werden. In das Gebäude möchten die neuen Besitzer Werkstätten beispielsweise für Kunsthandwerker oder Schreiner unterbringen. Auch das Wirtshaus soll komplett umgebaut, den Standards der heutigen Technik und den Anforderungen an den Brandschutz angepasst sowie erweitert werden. Dabei soll es wieder einen Biergarten geben. Gegenüber dem Schloss könnten sich die Unternehmer eine Orangerie mit einem Café vorstellen. Auch die Brennerei könnte wiederbelebt werden. Das alte Brennhaus, in dem Kartoffelschnaps gebrannt wurde, stammt aus dem Jahre 1887. Rolf Rossius denkt bereits an einen „Freihamer Geist“. Damit das Gut Freiham von Autos möglichst freigehalten wird, soll ein Parkhaus am Ortsrand errichtet werden. Ein Kräutergarten mit Heil- und Nutzpflanzen wie ihn Hildegard von Bingen propagiert hatte, ist bei den ganzen Plänen wohl das günstigste Projekt auf Gut Freiham. Allerdings müssen die Pläne erst mit dem Denkmalschutz abgesprochen werden. Dann müssen die Baupläne konkretisiert werden und die üblichen Genehmigungsbehörden und -gremien passieren.
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