Feldgrille zirpt wieder
Schüler entdecken seltenes Tier im Aubinger Moos
Einen passenderen Zeitpunkt hätten sich die Aubinger Feldgrillen nicht aussuchen können: Im Jahr 2014 hatte die Umweltorganisation Pro Natura die bei uns selten gewordene Grillenart zum Tier des Jahres gewählt. Und zum ersten Mal nach langer Zeit hat sich ausgerechnet in diesem Jahr im Aubinger Moos die bayernweit gefährdete Feldgrille wieder mit ihrem weithin vernehmlichen Gezirpe gemeldet. Die Grille scheint sich in ihrer neuen Heimat im Aubinger Moos zwischen Lochhausen und Langwied wohl zu fühlen. Es sind die „Kükenwiesen“, die für wiesenbrütende Vögel angelegten Frühmahdflächen mit ihren flachen Trockenmulden und dem kurzen Rasen, die es der Grille offensichtlich angetan haben. Denn auch in diesem Jahr ertönt ihr Gezirpe. Die Lockgesänge der Männchen hallen dabei mit bis zu 100 Dezibel bis zu 100 Meter weit über die Wiesen.
„Zirpen“ wird mit den Flügeln erzeugt
Guter Grund für die Drittklässler der Grundschule am Schubinweg und ihrer Klassenlehrerin Kathrin Treichel den neuen tierischen Nachbarn einen Besuch im Rahmen des Projekts „Grünes Klassenzimmer“ abzustatten. Die Kinder hatten sich intensiv auf die Naturexkursion vorbereitet. Sie haben beispielsweise mit Tonaufnahmen im Klassenzimmer ihr Gehör geschult, damit sie die Gesänge der Grillenmännchen inmitten des Vogelgezwitschers überhaupt erkennen können. Dabei ist „Gesänge“ natürlich der falsche Begriff, lernten die Kinder. Singen können Feldgrillen-Männchen nicht. Ihr Zirpen erzeugen sie mit den Flügeln. Bewegen sie die glatte Fläche ihres rechten Vorderflügels über die gezähnte hintere Kante des linken, ertönt das Geräusch. Damit sollen Weibchen angelockt und Rivalen in die Flucht geschlagen werden. Bei den Grillen gibt es sogar heftige Revierkämpfe. Fliegen können die Tiere trotz ihrer Flügel übrigens nicht.
Grille gehört zur Gattung Heuschrecke
Höhepunkt des Naturunterrichts war der Ausflug ins Grüne. Dabei wurde die Gruppe begleitet von Matthias Schwahn und Siegfried Pschibul-Markgraf vom Umsetzungsteam für das Projekt Aubinger Moos bei BayernNetzNatur. Zwar kannten viele Kinder das sommerliche Zirpen, auch von südlichen Urlaubsreisen, gesehen hatte den lautstarken Wiesenbewohner noch keiner. Die rund zwei Zentimeter große bullige, schwarze Grille aus der Gattung der Heuschrecken wirkt ziemlich unscheinbar. Außerdem sind die Tierchen äußerst scheu. Bei Gefahr verstummt das Gezirpe und die Grillen verstecken sich in ihren selbstgegrabenen Wohnhöhlen. Dank des Stimmentrainings gelang es jedem Schüler aber die Grillen akustisch zu entdecken. Mit Rücksicht auf die bodenbrütenden Feldlerchen blieb die Gruppe am Rand der Feldlerchenmulden stehen und ließ den Tieren ihre Ruhe.
Nach der Unterrichtsstunde im Freien zog Schwahn ein positives Resümee: „Wir hoffen mit diesem kindgerechten und lokalen Ansatz in der einen oder anderen Familie einen positiven Zugang zum Umweltschutzprojekt vor der eigenen Haustür zu bekommen.“ Das zwölf Quadratkilometer große Aubinger Moos ist ein Projekt von BayernNetzNatur unter der Trägerschaft Münchens. Ziel ist es, für den Naturschutz besonders bedeutsame Gebiete zu fördern, zu erhalten und zu entwickeln. Bei regelmäßigen Untersuchungen zu Tier- und Pflanzenarten wird der Erfolg der Maßnahmen kontrolliert. Übrigens: Das Gezirpe der Feldgrillen kann man auch im Internet hören. Unter www.nature-rings.de gibt es beispielsweise Hörproben.
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