Der Wildkatze auf der Spur
Erste Tierhaare wecken Hoffnungen der Biologen
Bereits seit fünf Jahren suchen Biologen nach Hinweisen, dass sich Wildkatzen in der Aubinger Moosschwaige angesiedelt haben. Jetzt hoffen sie einen Beweis gefunden zu haben. An einem der Lockstäbe, die im Wald aufgestellt und mit Baldriantinktur besprüht wurden, sind Tierhaare hängen geblieben. Diese werden nun genetisch untersucht. „Ein Nachweis der scheuen Tiere an dieser Stelle wäre eine Sensation und ein Riesenerfolg für den Artenschutz“, sagte Christian Hirneis, Vorsitzender des Bundes Naturschutz (BN) in München.
Nachdem die Biologen 2014 westlich von Augsburg Wildkatzen nachweisen konnten, erwarteten sie schon, dass sich der Bestand weiter ausbreiten und die Tiere westlich und östlich von München weiter in Richtung Alpen wandern würden. Die naturbelassenen und teilweise undurchdringlichen Wälder der städtischen Moosschwaige wären dafür ideal.
Im März und April dieses Jahres hatten Mitarbeiter des BN in der Moosschwaige zwei Lockstöcke auf einer Waldlichtung fernab von Spazierwegen aufgestellt und wöchentlich kontrolliert, ob ein Fellhaar einer Wildkatze beim genüsslichen Reiben an dem Baldrianstab hängen geblieben ist. Jetzt sind sie fündig geworden. Ob es sich bei dem Haar tatsächlich um das einer Wildkatze handelt, muss eine Genanalyse zeigen. Das Ergebnis wird im Herbst erwartet, denn auch in anderen Regionen wurden beim Wildkatzen-Monitoring Haarproben eingesammelt und in das Frankfurter Senckenberg-Institut geschickt.
Martin Hänsel, Stellvertretender BN-Geschäftsführer, hat Hinweise auf Wildkatzen von Bürgern bekommen, „da sich Wildkatze und wildfarbene Hauskatze äußerlich sehr ähnlich sind, zählt nur der genetische Hinweis“, erklärt er.
Verbindungen zwischen Wäldern schaffen
Wildkatzen-Weibchen ziehen in Baum- und Felshöhlen ihre Jungen groß. Sobald sie erwachsen sind, müssen sich die Jungtiere eigene Reviere suchen. Deswegen ist es wichtig, dass es naturnahe „Korridore“ gibt. Hecken, Feldgehölze und Wäldchen könnten es den Tieren erleichtern, in neue Gebiete zu gelangen. Bei aller Idylle liegt die Moosschwaige doch recht isoliert zwischen den Siedlungen im Münchner Westen, der Autobahn und der Umfahrung Germering, bedauert Hänsel. „Eine bessere Anbindung an die größeren Waldgebiete im Westen und vor allem im Süden wäre wichtig.“
Im Rettungsnetz Wildkatze will der Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) ein Netzwerk verbundener Waldgebiete von 20.000 Kilometern Länge in ganz Deutschland schaffen. Dieser Biotopverbund „Wildkatzensprung“ soll Wildkatzen Wanderungen in neue Lebensräume ermöglichen.
Vor etwa 250 Jahren gab es Wildkatzen in allen größeren Wäldern. 1984 startete der BN mit Unterstützung des Landwirtschaftsministeriums und verschiedener Forstämter die Wiederansiedlung der Tiere. In Zucht- und Auswilderungsstationen wurden bis 2011 über 600 Tiere auf das Überleben in der Wildnis vorbereitet und in die Freiheit entlassen.
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