Störfall bei Air Liquide
Im Euroindustriepark ist eine erhebliche Menge Kohlendioxid ausgetreten
Für die Gegner der geplanten Gasabfüllanlage von Air Liquide dürfte die Nachricht ihre schlimmsten Bedenken rechtfertigen: Am vergangenen Freitag Morgen, 23. März, kam es in der Air Liquide-Niederlassung in der Lotte-Branz-Straße 12 im Euroindustriepark bei Umfüllarbeiten an einem Kesselwagen aus noch unbekannter Ursache zu einem Gasaustritt. Nach Angaben der Berufsfeuerwehr München ist dabei eine größere Menge an Kohlendioxid, ein Gas das unbrennbar, erstickend und schwerer als Luft ist, ins Freie geströmt. Die mit etwa 20 Fahrzeugen und 80 Einsatzkräften angerückte Feuerwehr hatte den gefährdeten Bereich zunächst abgesperrt.
Erste Messungen hatten ergeben, dass eine erhebliche Menge CO2 ausgetreten war. Angrenzende Gebäude mussten kontrolliert werden, zwölf Personen wurden vorübergehend in Sicherheit gebracht. Wie die Berufsfeuerwehr München weiter mitteilt, hatten sich die Mitarbeiter des Unternehmens selbst gerettet. Um das Gas wieder aus der Garage zu drücken, kam ein Großlüfter zum Einsatz. Unter Atemschutz schlossen Feuerwehrmänner das undichte Ventil. Vom Rettungsdienst mussten zwei Personen vor Ort behandelt werden.
„Ich darf mir gar nicht vorstellen, was passieren würde, wenn am geplanten Allacher Standort Gas austreten würde“, betont Klaus Billert, Sprecher der Bürgerinitiative (BI) „Gegen Giftgas im Münchner Westen“. Da in der geplanten Anlage in Allach auch sehr giftige, giftige und brennbare Stoffe, wie beispielsweise Chlorgas, Stickstoffdioxid und das hoch toxische Phosgen, das im ersten Weltkrieg als Massenvernichtungswaffe benutzt wurde, gelagert werden sollen, könnten die Auswirkungen eines Störfalls nach Ansicht der BI sehr viel gravierender sein. „Man darf auch nicht vergessen, dass bei einem Gasaustritt, andere giftige Gaste, die dort ebenfalls gelagert werden, in Brand gesetzt werden könnten“, sagt Billert. Eine absolute Sicherheit, dass es zu keinen Störfällen kommt, gebe es nicht.
Neubewertung des Allacher Standorts?
Die Frage nach einem „Störfall im Euroindustriepark“ stellt sich nach den Vorkommnissen am Freitag auch Stadtrat Florian Vogel (Grüne). Nachdem die Firma Air Liquide die Errichtung eines großen Lagers und Abfüllbetriebes in Allach bei den städtischen Genehmigungsbehörden beantragt hat, stellt der Grünen-Stadtrat eine Anfrage an Oberbürgermeister Christian Ude (SPD). Vogel möchte darin wissen, ob auch das Referat für Gesundheit und Umwelt in die Untersuchung des Unfalles eingebunden sei, nachdem die Polizei Ermittlungen aufgenommen habe. Des Weiteren stellt er die Frage danach, ob Air Liquide einen Notfall- und Evakuierungsplan gehabt habe, der am vergangenen Freitag zur Anwendung gekommen sei und ob der Vorfall Auswirkungen auf das Genehmigungsverfahren habe beziehungsweise ob es zu einer Neubewertung des Störfallszenarios am geplanten Allacher Standort komme. Der Stadtrat möchte zudem wissen, wie das Unternehmen sicherstellt, „dass sich ähnliche Vorfälle an einem neuen Standort, an dem unter anderem hochgiftige Gast wie Phosgen gelagert werden sollen, nicht wiederholen“.
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