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Rubrik: Gesamt · Stadtteil: München
"Reformen müssen her!"
50 Jahre Tierschutzgesetzt: Der lange Kampf ums Tierwohl
Für den Tierschutz in Deutschland ist der 21. Juni ein besonderer Tag, denn im Jahr 1972, also vor genau 50 Jahren, wurde unser bis heute gültiges Tierschutzgesetz im Bundestag verabschiedet. Vor 20 Jahren, am 1. August 2002 wurde der Tierschutz auch als Staatsziel im Grundgesetz aufgenommen. "Beide Ereignisse waren Meilensteine, durch die das Tierwohl in Deutschland einen viel höheren Stellenwert erhalten sollte", fasst Kristina Berchtold, Sprecherin des Tierschutzvereins München zusammen.
„Niemand darf einem Tier ohne vernünftigen Grund Schmerzen, Leiden oder Schaden zufügen“ – das ist die zentrale Kernaussage im Tierschutzgesetz, nach der sich alles richten muss. "Und dennoch werden in den meisten Paragraphen genau diese 'vernünftigen' Gründe aufgeführt, unter denen Tieren - unter Einhaltung bestimmter Vorschriften - eben doch Schmerzen, Leiden oder Schäden zugefügt werden dürfen", so Berchtold. Seit 1972 gab es mehrere Änderungen zugunsten der Tiere. "Doch in viel zu vielen Bereichen hat sich kaum etwas verbessert", bedauert die Tierschützerin.
Bundesregierung in der Pflicht
Noch immer diskutiere man viel über den Nutzen des Tieres und wenig über den Schutz, meint Kristina Berchtold: "Gemeinsam mit unserem Dachverband, dem Deutschen Tierschutzbund sowie vielen weiteren Tierschutzorganisationen fordern wir daher eine grundlegende Novellierung des Gesetzes. Ausnahmeregelungen, die tierschutzwidrige Eingriffe an Tieren zulassen, müssen gestrichen und Gesetzeslücken geschlossen werden. Um den Tierschutz als Staatsziel wirklich effizient umzusetzen, brauchen wir dringend ein Verbandsklagerecht für seriöse Tierschutzorganisationen und das Amt eines Bundestierschutzbeauftragten. Zudem muss der Tierschutz dringend aus dem Verantwortungsbereich des Bundeslandwirtschaftsministeriums genommen und stattdessen eine eigene Stabsstelle Tierschutz im Bundeskanzleramt geschaffen werden. Hier setzen wir große Hoffnung in die neue Bundesregierung, deren Koalitionsvertrag erstmals seit 2002 die lange ignorierten Reformen im Tierschutz anzugehen verspricht."
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