Massiv schiefgelaufen!
Ärger über geplanten Umzug in den Neubau der Grundschule an der Grandlstraße
Der Neubau der Grandl-Schule scheint unter einem schlechten Stern zu stehen. Nach endlosen Querelen über mit Formaldehyd belastete Container, gibt es nun den nächsten Zoff: Die neue Schule ist viel zu klein, nicht alle Klassen dürfen einziehen. Schule und Referat beharren auf geteilten Umzug. (Foto: us)
Die 500 Grundschüler der Grandlschule sollten eigentlich schon in den kommenden Pfingstferien aus der Containeranlage in ihr neues Schulgebäude umziehen. Nun verschiebt sich der Umzug um einige Wochen wegen verzögerten Genehmigungsverfahren und Abstimmungen zwischen den Referaten sowie Engpässen bei den Materiallieferungen, wie Vanessa Assmann vom Baureferat angab. Doch das ist nicht das einzige Problem. Der Neubau ist für 16 Klassen im Lernhauscharakter konzipiert, wovon jede Klasse je einen Klassen- und Gruppenraum bekommt sowie Räume für Projekte und Fachunterricht zur Verfügung stehen.
Die Schule umfasst allerdings derzeit 20 Klassen. Ob im September sogar noch eine weitere Klasse eröffnet wird, um den Andrang an Erstklässlern abzufangen, ist noch unklar. Entweder bleiben vier Klassen zurück in der Containerschule, oder es wird im Schulhaus enger als geplant. Ziehen also alle Klassen gemeinsam um oder nicht? Im Bezirksausschuss Pasing-Obermenzing waren zu diesem Problem alle Meinungen vertreten.
Bei der Obermenzinger Bürgerversammlung bekräftigten die Eltern ihren Wunsch, dass die Schulfamilie zusammenbleibe. „Die Nachteile überwiegen, wenn die Klassen auseinandergerissen werden“, meinte Elternbeiratsvorsitzende Andrea Vlad. Es sei unfair gegenüber den im Container Verbleibenden, „die auf dem alten Siff sitzen bleiben.“ Auch das Verkehrskonzept sei fragwürdig, weil die Schüler zum Fachunterricht und zur Mittagsbetreuung trotzdem die Grandlstraße queren müssten. „Dabei haben wir alle im Neubau genügend Platz! Bitte unterstützen Sie uns!“, bat sie sowohl die Obermenzinger in der Bürgerversammlung als auch die BA-Mitglieder in der Mai-Sitzung in der vergangenen Woche. "Es sind genügend Räume da, die Schulfamilie rückt gern zusammen, um zusammenzubleiben."
Krasse Mittelverschwendung!
Doch nicht nur der Elternbeirat war in der letzten BA-Sitzung zu Gast. Auch Vertreter des Baureferats und des Referats für Bildung und Sport (RBS) kamen, um Stellung zu nehmen. „In den Ferien wird umgezogen“, bestätigte Eduard Arndt vom RBS. „Ein Zug bleibt im Pavillon.“ Erst auf BA-Nachfragen erklärte er, dass zwei dritte und zwei vierte Klassen zurückbleiben. Dies sei per Los entschieden worden, die ersten beiden Klassenstufen seien aus dem Lostopf herausgenommen worden, so Arndt.
Im Übrigen tue man im RBS nur das, was sich die Schulleitung wünsche, nämlich Teilumzug. „Wir kennen doch den Ablauf in der Schule gar nicht und außerdem sind wir nur Sachaufwandsträger. „Das wundert mich“, meinte darauf Vlad. „Die Schulleiterin meinte, dass nicht sie, sondern das RBS die Entscheidung trifft.“ Nicht nur das gegenseitige Abschieben der Verantwortung, sondern auch die fehlenden oder späten Infos sorgten in der Schulfamilie für schlechte Stimmung. „Eine inhaltliche Diskussion findet nicht statt. Wir werden gegeneinander ausgespielt.“ Auf Kritik der Eltern stieß ebenfalls, dass das Losverfahren am Anfang des Schuljahres lief, aber die Eltern erst Mitte Januar über das Verfahren und dessen Ausgang informiert wurden.
Was plant die Stadt?
Im BA kochte ebenfalls die Wut hoch. „Ich schimpfe selten auf die Verwaltung“, meinte Stadtrat und BA-Mitglied Christian Müller (SPD) mit verhaltenem Ärger. „Aber meine Zufriedenheit ist nicht übermäßig groß.“ Man hätte sich sehr viel Zeit, Geld und Ärger gespart, wenn man ordentlich geplant hätte. „Hier werden Millionen in den Sand gesetzt, die woanders wirklich dringend gebraucht werden!“ Maria Osterhuber-Völkl wurde noch deutlicher: „Es ist ein absolutes Ärgernis, eine ganze Kindergeneration samt Eltern wird hier hingehalten.“
„Ihre Planung ist massiv schiefgelaufen“, kritisierte auch Sven Wackermann (CSU). „Bitte treiben Sie jetzt wenigstens den Bau der Paul-Gerhardt-Schule voran, damit es bald Entlastung im Viertel gibt. Das muss allerhöchste Priorität haben!“ Laut Susanne Breuer und Beate Steier vom Baureferat laufen die Planungen für diese Schule auf Hochtouren. „Darf man fragen, wie wir uns die „Planung auf Hochtouren“ vorstellen dürfen?“, so Frieder Vogelsgesang (CSU). Steier antwortete darauf, dass die Vorplanungen bis Herbst abgeschlossen sind. „Dann steht das Team und die Kostenplanung, und wir können Ihnen die Entwürfe präsentieren.“ Fertigstellung könnte dann ungefähr 2020 sein. Da kann man nur hoffen, dass die ersten Bewohner, die schon im nächsten Jahr kommen sollen, keine Grundschulkinder haben. Denn sowohl die Grandl- als auch die Oselschule sind voll. Wackermann dazu: „Ich sehe schon die nächsten Eltern aufs Dach steigen. Und zwar zu Recht!“
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