„Einfühlen in eine andere Welt“
wohlbedacht e.V. beteiligt sich an der Bayerischen Demenzwoche
„Wir möchten Verständnis für die Demenzkranken wecken“, berichtet Annette Arand, die 1. Vorsitzende von „wohlbedacht e.V. – Wohnen für dementiell Erkrankte e.V.“. Hierzu hatte der Verein im Rahmen der Bayerischen Demenzwoche in seinen Räumlichkeiten in der Franz-Nißl-Straße sowie im Kesselhaus des Diamaltgeländes einen Demenzparcours eingerichtet, im Rahmen dessen sich Angehörige, Altenpflegeschüler und Interessierte an verschiedenen Stationen ausprobieren konnten. „Wir haben – dem Tagesablauf folgend – verschiedene Symptome nachgestellt“, betont die Sozialpädagogin. „Menschen, die es an sich selbst gefühlt haben, verstehen die Betroffenen besser und können das Verhalten der Demenzkranken einordnen.“ Der Demenzparcours sorge dafür, dass sie sich in die Welt des anderen einfühlen können.
So ging es an den einzelnen Stationen des Parcours unter anderem um Sensibilitätseinschränkungen, das Sprachverständnis, Sehprobleme, ein eingeschränktes Kurzzeitgedächtnis, Probleme mit Handlungsketten, mangelnde Reizabschirmung, Konzentration, Kraftlosigkeit, Probleme mit der Motorik, Schwindel, Probleme mit komplexen Situationen oder auch Inkontinenz. „Für Demenzkranke ist es sehr frustrierend, wenn die Abläufe nicht mehr funktionieren und die Handlungskette praktisch in 1.000 Stücke zerbricht“, weiß Annette Arand.
„Mehr Aufmerksamkeit erreichen“
Die Bayerische Demenzwoche wird vom Bayerischen Staatsministerium für Gesundheit und Pflege veranstaltet. Sie soll unter anderem die vielfältigen Betreuungs- und Unterstützungsangebote für Menschen mit Demenz sichtbar machen. „Für Menschen mit Demenz muss ein Leben in der Mitte der Gesellschaft möglich sein. Deshalb ist es wichtig, mehr Aufmerksamkeit für dieses Thema zu erreichen“, erklärt Bayerns Gesundheits- und Pflegeministerin Melanie Huml. In Bayern gibt es zahlreiche Betreuungs- und Unterstützungsangebote für Menschen mit Demenz und ihre Angehörigen. Die Bayerische Demenzwoche bietet eine hervorragende Plattform, um darauf hinzuweisen. Gleichzeitig wollen wir mögliche Initiatoren für den Aufbau von neuen Angeboten motivieren.“
In Bayern leben derzeit über 240.000 Menschen mit Demenz. Aufgrund der demografischen Entwicklung kann davon ausgegangen werden, dass die Zahl der Demenzkranken im Freistaat bis zum Jahr 2030 auf 300.000 ansteigt. „Die meisten Pflegebedürftigen möchten möglichst lange in ihrer gewohnten häuslichen Umgebung bleiben. Die Demenzwoche soll dazu beitragen, Betroffene bei der Umsetzung dieses Wunsches zu unterstützen“, betont die Ministerin. „Ohne ein umfangreiches Netzwerk aus Angehörigen, ehrenamtlich Helfenden und professionell Pflegenden wäre die gute Versorgung von Menschen mit Demenz nicht möglich. Daher gilt mein Dank den zahlreichen in diesem Bereich Engagierten.“
Demenzhelferschulung
Bei wohlbedacht e.V. ist man aktuell auf der Suche nach Mitarbeitern und ehrenamtlichen Helfern. „Wir haben sehr viel zu tun und dementsprechend einen großen Bedarf“, sagt Annette Arand. „Wer sich zum Beispiel für eine Demenzhelferschulung oder für ein Praktikum interessiert, soll sich einfach melden.“ Der Infoabend für die nächste Helferschulung findet am Dienstag, 22. Oktober, von 17 bis 18 Uhr statt. Der Kurs selbst startet dann am Samstag, 9. November (weitere Termine am 12., 16., 19. und 26. November).
wohlbedacht e.V. wurde gegründet, um neue Versorgungsformen für Demenzerkrankte zu entwickeln und umzusetzen. Im Laufe der Jahre entstanden zahlreiche Angebote für dementiell Erkrankte und ihre Angehörigen. 2008 initiierte „wohlbedacht e.V.“ seine ersten beiden Wohngemeinschaften für Demenzerkrankte in München-Riem. Drei Jahre später entstand in Allach eine dritte Wohngemeinschaft für Demenzkranke. 2014 gründete „wohlbedacht e.V.“ die erste solitäre Nachtbetreuung in Bayern, Abendbetreuungsgruppen und einen 24-Stunden-Demenz-Krisendienst.
Weitere Informationen unter Tel. (089) 818020930 sowie im Internet unter www.wohlbedacht.de.
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