Die Stimmen Europas
Autoren aus verschiedenen Ländern zu Gast bei Lesung
Rote Liegestühle, ein idyllischer Garten und eine kleine Bühne: das waren die Zutaten für eine mehrsprachige Nacht der Literatur, zu der das Goethe-Institut, das Institut francais, das Instituto Cervantes, das Istituto Italiano di Cultura und das Tschechische Zentrum jetzt eingeladen hatten.
Unter dem Motto "Europa im Original" trugen Schriftstellerinnen und Schriftsteller aus verschiedenen europäischen Ländern im Garten des Palais Seyssel d'Aix (Institut francais) kurze Texte in unterschiedlichen Sprachen vor, deren Übersetzungen an einer Leinwand mitzulesen waren. Dabei standen die Fragen "Wie klingt Europa? Welche Stimmen prägen die aktuelle Literaturlandschaft unseres Kontinents?" im Mittelpunkt der Lesungen. Moderiert wurde die Veranstaltung von Antonio Pellegrino (Bayerischer Rundfunk). Neben Gästen unter anderem aus Italien, Frankreich und der Ukraine war auch der bekannte Schriftsteller Friedrich Ani mit dabei. Zudem hatten die teilnehmenden Institute vorab Münchner Autorinnen und Autoren die Gelegenheit geboten, sich mit einem eigenen Text für die Lesung zu bewerben. Zu den Ausgewählten zählte auch die in München lebende Autorin Corinna Kulenkamp. Die junge Frau mit armenischen Wurzeln las aus ihrem kürzlich fertig gestellten Werk "Aprikosenzeit, dunkel" und beeindruckte die Zuhörer mit ihrem eindringlichen Vortrag. Der Roman begleitet die innerlich zerrissene Deutsch-Armenierin Karine Hansen auf ihrer Wurzelsuche von München nach Armenien, wo sie sich in einer patriarchalischen und ihr fremden Gesellschaft wiederfindet. Sie beginnt, sich von dem alltäglichen Gefühl des Andersseins in Deutschland genau wie in Armenien selbst zu befreien, bis sie merkt: Heimat ist kein Ort. Heimat ist dort, wo sie sein will. Und sie begreift, dass Anderssein kein Widerspruch dazu ist.
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