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Rubrik: Gesamt · Stadtteil: München
„Der Bedarf ist groß“
wohlbedacht e.V. plant neues Demenz-Haus im Stadtviertel
„wohlbedacht e.V.“ plant im 23. Stadtbezirk ein neues Demenz-Haus mit zwei Wohngemeinschaften zu je acht Personen. „Eine davon richtet sich an Menschen mit seltenen Demenzerkrankungen“, erklärt Vorstandsmitglied Annette Arand. Der Verein betreibt derzeit bereits zwei Wohngemeinschaften für dementiell erkrankten Menschen in München – und zwar in Riem sowie in der Eversbuschstraße in Allach-Untermenzing. Wo genau das neue Objekt entstehen soll, sei noch nicht ganz sicher, man sei aber schon in Verhandlungen.
„Wir sind sehr gerne hier im Stadtviertel, weil wir festgestellt haben, dass sowohl wohlbedacht als auch unsere Tagesbetreuung Rosengarten im Stadtteil sehr verwurzelt sind“, sagt Annette Arand. „Die Menschen sind uns gegenüber sehr wohlgesonnen und stehen unseren Projekten und Angeboten mit sehr viel Großzügigkeit gegenüber.“ Und der Bedarf für ein weiteres Demenz-Haus sei groß, wie die Diplom-Sozialpädagogin und Altenpflegerin weiter betont. „Wir planen dort auch eine Nachtpflege. So können wir auch die aktuelle Betreuungssituation in der Höcherstraße etwas entzerren und uns räumlich erweitern. Darüber sind wir sehr froh.“
Nominierung für Marie-Simon-Pflegepreis
Die Corona-Pandemie verlange einem Pflegedienstleiter sehr viel ab. „Wir waren und sind gerade wegen Corona sehr gefragt“, erzählt Annette Arand, die 1997 die erste Tagesbetreuung für Demenzkranke in München gegründet hat. „Wir agieren immer nach dem Motto: Alles ist möglich. Und gerade in der Zeit des Corona-Lockdowns mussten wir schauen, wie wir das Problem lösen. Wir wollten nicht schließen, sondern mutig handeln und weiter machen – und das haben wir auch.“ Für dieses Engagement ist der Verein vom Komitee der Berliner Pflegekonferenz für den „Marie-Simon-Preis für innovative Pflegeprojekte 2020“ nominiert worden.
Mit dem Marie-Simon-Pflegepreis möchten die Initiatoren gerade in diesem Jahr die vielen innovativen Lösungsansätze sichtbar machen und eine Plattform für den Austausch von Erfahrungen und Erkenntnissen aus der Krisensituation bereitstellen. Die Pflege von alten und kranken Menschen sollte allen mehr bedeuten als eine reine Versorgungsleistung. Besonders in einer alternden Gesellschaft seien die menschenwürdige Betreuung und Begleitung von Pflegebedürftigen der Maßstab, an dem man sich messen lassen müsse. Im Zuge der Corona-Krise erhalte dieses Engagement einen besonderen Stellenwert, denn Pflegende und Pflegebedürftige seien jetzt noch mehr als sonst erheblichen Belastungen ausgesetzt.
Abstimmung online
„Engagierte Initiativen, die auch unter diesen Bedingungen Unterstützung bieten, verdienen unsere besondere Anerkennung. Ihr Engagement auszuzeichnen und ihren Projekten Bekanntheit zu verschaffen – dafür steht der Marie Simon Pflegepreis“, heißt es von Seiten der Initiatoren. „Um den Preis zu bekommen, brauchen wir allerdings Unterstützung“, sagt Annette Arand. „Abstimmen kann jeder und wir freuen uns natürlich über alle Menschen, die für uns voten.“ Unter www.berliner-pflegekonferenz.de/msp-nominees/ können alle Interessierten ihre Stimme abgeben.
Beratungsstelle
Die Diplom-Sozialpädagogin freut sich im Übrigen auch darüber, dass die Beratungsstelle für seltene Demenzerkrankungen verlängert wurde. Nach dem fünfjährigen Modellversuch, der vom Bayerischen Pflege- und Gesundheitsministerium gefördert worden sei, hätten nun die „Josef und Luise Kraft“- sowie die „Willi Gross“-Stiftung die Finanzierung für fünf weitere Jahre übernommen. „Die Beratungsstelle hat sich sehr bewährt“, erklärt Annette Arand. „Wir haben Anrufe aus ganz Deutschland. Für die Verlängerung sind wir unglaublich dankbar.“
Seltene Demenzformen sind etwa die Lewy-Body-Demenz und die Frontotemporale Demenz. Der Oberbegriff Demenz umfasst die vielen verschiedenen chronisch-degenerative Hirnkrankheiten, von denen die Alzheimer-Krankheit die häufigste und bekannteste ist. Daneben gibt es Demenzen, die durch viele aufeinander folgende kleine Schlaganfälle ausgelöst werden. Die meisten Betroffenen sind 80 Jahre und älter, nur wenige Menschen erkranken im mittleren Erwachsenenalter.
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