Das Untermenzinger Louise-Schroeder-Gymnasium
Beobachtungen aus der historischen Distanz von Walter G. Demmel

Bild 1 (Foto: USUS)
„Vor Verlagerung schützen“ (Bild 1): Helfen kann ein Stadtteilhistoriker dem Schulzentrum an der Pfarrer-Grimm-Straße leider nicht, weil es nicht denkmalgeschützt ist. Aufmerksam gemacht durch ein Mitglied des BA 23 und vor allem durch den Artikel von Simone Bauer am 17.11.2021 im Allach/Menzinger Werbe-Spiegel, fasste ich den Entschluss, möglichst zeitnah einen Beitrag zum Anliegen der Protestaktion gegen „Bildungsmisere“ in Allach-Untermenzing mit meinen Mitteln zu leisten. Schon aus einer altersbedingten Distanz, und weil auch meine Enkel an anderen Gymnasien fast durch sind, beobachte und unterstütze ich die Bürgerinitiative USUS („Unser Stadtteil – Unsere Schulen. Für wohnortnahe Bildung in Allach-Untermenzing").
Die Untermenzinger Schulgeschichte beginnt mit der Errichtung der Volksschule im Jahr 1890. Wegen der wachsenden Einwohner- und Schülerzahl musste sie bereits 1910 aufgestockt werden, um so zwei zusätzliche Schulräume zu schaffen. Im Jahr 1930 wurde die Schule durch einen Anbau zum zweiten Male erweitert (Bild 3).
Wegen der ständig steigenden Schülerzahlen nach dem Krieg genehmigte der Stadtrat 1959 die Mittel für einen Erweiterungsbau der Schule, der 1961 seiner Bestimmung übergeben werden konnte. Seit der Fertigstellung des I. Bauabschnitts des Schulzentrums an der Pfarrer-Grimm-Straße wurde die Grundschule in das Schulzentrum integriert. Im Juli 1980 erinnerte die Grundschule an der Pfarrer-Grimm-Straße mit einer Festschrift an ihr 100-jähriges Bestehen. Im Bild 2 sehen Sie ein Ausschnitt aus dem vierseitigen Antrag der Untermenzinger Gemeindeverwaltung vom 13. Juni 1889 an die Kgl. von Oberbayern. Die zugehörigen 40 Unterschriften sind im Stadtarchiv München einzusehen und liegen mir als Kopie vor.
Es sind erst vier Jahre vergangen, seit mein Kollege Dr. Rudolph und ich 2017 zur 1200-Jahrfeier Menzings in einer kleinen Festschrift und einer gut besuchten Ausstellung im Hans-Sieber-Haus uns mit der über 100-jährigen Geschichte der Grundschule an der Eversbuschstraße 18 und dem Untermenzinger Schulzentrum beschäftigten. Die Ausstellungstafeln und die zugehörigen Festschriften habe ich noch Ende 2017 der Schulleitung des Gymnasiums übergeben. Sie müssten sich mit Hilfe der Geschichtsfachschaft finden lassen.
Eine größere Distanz von Jahren liegt 2008 zurück, in dem wir mit einer 48-seitigen Festschrift „25 Jahre Schulzentrum an der Pfarrer-Grimm-Straße“ feierten. Mein Beitrag lief unter dem Titel „Wie das LSG nach Menzing kam“ und war in die Abschnitte: Der Anlauf, Der erste Teilumzug, Der Kampf beginnt, Der Einzug in die Pfarrer-Grimm-Straße, Der Kampf geht weiter, Ausblick und Würdigung gegliedert. Ich, der ich noch Elternbeirats-Vorsitzender am alten LSG in der Nibelungenstraße war, war bei dem sechs Jahre währenden Kampf um ein Schulzentrum für den Münchener Nordwesten nur noch als Unterstützer und Ratgeber tätig, da meine Kinder inzwischen am Wittelsbacher Gymnasium gelandet waren. Frau Stock und Frau Lang waren für die Stadtverwaltung wegen ihres unermüdlichen und unerschrockenen Eintretens für die Interessen der Allacher und Untermenzinger Eltern zu den „Horror-Sisters“ geworden. Zum Kampf um das LSG ist auf der bronzenen Eingangstafel zur Schule (Bild 4) geschrieben: „Ohne die jahrelange Hartnäckigkeit des Arbeitskreises Schulzentrum Eversbuschstraße und seiner Vorsitzenden Christa Stock und Elisabeth Lang wären die Bauabschnitte II und III unseres Schulzentrums nie realisiert worden.“ Im Bild 5 sehen Sie links Christa Stock, Bürgermeister Dr. Winfried Zehetmeier und Elisabeth Lang nach gelungenem Kampf beim Empfang der Medaille „München leuchtet“, anschließend erhielten sie von Kultusminister Hans Zehetmair die Auszeichnung „Pro Meritis“. Der Kampf um die Bauabschnitte hatte sich in jeder Hinsicht gelohnt.
Die Schulgeschichte des LSG beginnt mit dem Umzug der Vorgängerschule „Städtisches Mädchenrealgymnasium mit Oberrealschule München-West“ in die Nibelungenstr. 51a Ende 1961. Der Architekt war der von mir schon mehrfach beschriebene Ernst Maria Lang, der älteren Generation als hochgeschätzter Karikaturist der Süddeutschen Zeitung bekannt. 1962 erfolgte dann die Umbenennung in „Louise-Schroeder-Realgymnasium mit Oberrealschule“ nach der Reichstagsabgeordneten bis 1933 und nach dem Krieg bis 1948 Bürgermeisterin von Berlin. 1967 wurde die Schule geteilt in das alte LSG und das neue „Käthe-Kollwitz-Gymnasium“ (KKG). Meine Tochter kam 1972 an das LSG, ich war von Anfang an im Elternbeirat und wurde ca. 1975 Vorsitzender. In diese Zeit fiel der Wechsel der Schule an die Allacher Straße 80. Als 1979 im obersten Stockwerk eines damaligen Möbelmarktes Räume für den Schulbetrieb frei wurden, zog ein Teil des LSG ein, da die Umbaumaßnahmen in der Stammschule einen normalen Unterrichtsbetrieb unmöglich machten. 1981 hatte sie ihre Aufnahmekapazität erreicht und die Zweigschule konnte nach der feierlichen Grundsteinlegung am 18. 01. 1982 mit Beginn des Schuljahres 1983/84 zusammen mit der Städt. Carl-Spitzweg-Realschule den I. Bauabschnitt des Schulzentrums beziehen. Der Schreiber erinnert sich, dass er durch den Wechsel seiner Tochter an das Wittelsbacher Gymnasium den Schwierigkeiten im Kampf um die Bauabschnitte II und III entkam und seiner Nachfolgerin, Frau Stock, den Einstieg in die harten Kämpfe um die notwendige Erweiterung der Schule überlassen konnte.
Das an der Pfarrer-Grimm- und Zwiedineck-Straße gelegene Schulzentrum (Bild 6) ist heute vermutlich das größte Schulzentrum Münchens. Es vereint drei Schulen: Die Grundschule an der Eversbuschstraße, das Louise-Schroeder-Gymnasium und die Carl-Spitzweg-Realschule. Angegliedert sind eine (veraltete) Schwimmhalle, eine moderne Stadtbibliotheksfiliale und eine Kindertagesstätte.
Auf der Suche nach namhaften Untermenzingern stieß ich als ehemaliges TUM-Mitglied 2017 auf den TUM-Professor Dr. Gunther Friedl, ein geborener Untermenzinger, der hier in die Grundschule ging und am LSG sein Abitur machte. Er schickte mir damals das vorliegende Foto, das ihn im Kreis seiner Mitschüler zeigt (Bild 7). Vielleicht kann USUS auch mit seiner Unterstützung rechnen. Nach dem Studium der Physik an der TU München und Betriebswirtschaftslehre an der Ludwig-Maximilians-Universität ist er heute Professor und Inhaber des Lehrstuhls für Controlling an der TU München.
Mein Fazit: Niemals dieses hervorragende Schulzentrum auflösen lassen, in dem man vom Kindergarten bis zum Abitur seine Bildungsheimat haben kann. Deshalb gegen eine Verlagerung mit allen Mitteln sperren.
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