„Air Liquide-Anlage könnte verhindert werden“
BA 23 fordert einen Aufstellungsbeschluss und eine Veränderungssperre für das Industriegebiet an der Ludwigsfelder Straße
Es scheint ein Fünkchen Hoffnung zu geben, dass die geplante Störfallanlage von Air Liquide an der Ludwigsfelder Straße 168 nun doch nicht errichtet werden darf. Der Bezirksausschuss Allach-Untermenzing (BA 23) hat in der vergangenen Woche einen Antrag verabschiedet, in dem das Planungsreferat aufgefordert wird, möglichst kurzfristig für das betroffene Gebiet zwischen der Angerlohe und südlich der Ludwigsfelder Straße einen sogenannten Aufstellungsbeschluss vorzubereiten, „mit der Zielsetzung einer geordneten Entwicklung der gewerblichen Nutzung des Gebiets (nur) durch Betriebe, von denen keine erheblichen Emissionen ausgehen und bei denen keine gefährlichen Stoffe im Sinne der StörfallV vorhanden sind“, heißt es in dem Papier. Darüber hinaus wird das Planungsreferat beauftragt, einen Beschluss über den Erlass einer Veränderungssperre vorzubereiten.
„Wettlauf gegen die Zeit“
„Mit dem Antrag wollen wir erreichen, dass solche Störfallanlagen nicht mehr möglich sind“, erklärt Falk Lamkewitz von den Grünen, der den Antrag initiiert hat. Aufgrund des Aufstellungsbeschlusses könne man das Industriegebiet an der Ludwigsfelder Straße nun wohl doch in ein Gewerbegebiet umgestalten. „Dann könnten zudem störende Gewerbeansiedlungen ausgeschlossen werden“, hofft Lamkewitz. Er selbst habe bereits im November vergangenen Jahres in einem Antrag einen Bebauungsplan gefordert. „Das ist rechtlich jedoch nicht möglich“, weiß er jetzt. Deshalb fordere er nun einen Aufstellungsbeschluss und eine Veränderungssperre. Zusammen mit der Bürgerinitiative „Gegen Giftgas im Münchner Westen“ habe man den Antrag formuliert. „Wenn das Ganze vom Planungsreferat rechtzeitig bearbeitet wird, ist es möglich die Anlage zu verhindern“, betont Lamkewitz. „Es ist jetzt ein Wettlauf gegen die Zeit zwischen dem Referat für Gesundheit und Umwelt und dem Planungsreferat.“
Mit dem Erlass eines Aufstellungsbeschlusses kombiniert mit einer Veränderungssperre soll die bereits begonnene Umplanung für das betroffene Gebiet an der Ludwigsfelder Straße im Sinne seiner künftigen Darstellung im Flächennutzungsplan als Gewerbegebiet statt wie derzeit noch als Industriegebiet nachhaltig gesichert werden, fordert Lamkewitz in seinem Antrag. „Nur hierdurch können dauerhaft einerseits gesunde Lebens- und Wohnverhältnisse für die Wohngebiete westlich, nördlich und östlich des Planungsgebietes sichergestellt und andererseits eine planvolle, den Besonderheiten des Gebiets Rechnung tragende Ansiedlung von Gewerbe in die Wege geleitet werden“, heißt es in der Begründung.
Um der besonderen Lage des Gebiets gerecht zu werden, müsse sichergestellt sein, „dass sich in dem Gebiet nur Gewerbetreibende ansiedeln können, von denen keine erheblichen Emissionen ausgehen und die auch nicht die Eigenschaft besitzen, durch das Vorhandensein von gefährlichen Stoffen im Sinne der StörfallV einen Störgrad zu erreichen, der sich mit benachbarter Wohnbebauung nicht verträgt“, erklärt Lamkewitz in seinem Antrag weiter. Um für die diesbezüglich anzustellenden planerischen Abwägungen ausreichend Zeit und Raum zu haben, sei der Erlass eines Aufstellungsbeschlusses kombiniert mit einer Veränderungssperre erforderlich.
Bürgerinitiative sammelt weiter Unterschriften
Und auch die Bürgerinitiative (BI) lässt nicht locker und sammelt weiter Unterschriften gegen die geplante Air Liquide-Anlage. Die bisher gesammelten über 6000 Unterschriften, die die BI vor kurzem symbolisch an den 3. Bürgermeister Hep Monateder übergeben hat, sind nur ein erster Zwischenstand. „Jede weitere Unterschrift zählt und deshalb freuen wir uns, wenn unsere Unterschriftslisten an Freunde, Nachbarn und weiter Interessierte weitergereicht werden“, betont Pascal Fuckerieder von der BI. „Unser Protest wird und muss weitergehen, um die geplante Störfallanlage in unmittelbarer Nachbarschaft von Wohngebieten zu verhindern.“
Die Angst der Bürger ist groß
Nach wie vor ist die Angst unter den Bürgern im 23. Stadtbezirk groß. „Eine solche Störfallanlage gehört nicht in eine Millionenstadt“, fordert Eveline Foitzich aus Allach. „Das direkte Nebeneinander von Krauss Maffei, einem Betonwerk und mittendrin ein Giftgaslager finde ich äußerst bedenklich.“ Und Susanne Schuler betont: „Mir macht vor allem die Verkehrssituation in der Ludwigsfelder Straße Sorgen. Die Straße ist jetzt schon überlastet“, erklärt die Bürgerin aus Allach. Sie ist sich sicher, dass durch den Schwerlastverkehr ein regelrechtes Chaos entstehen wird, „auch wenn die Straße ausgebaut sein sollte.“ Der Gedanke an die geplante Störfallanlage von Air Liquide „macht mir Angst“, sagt Schuler. Auch, weil der Standort an der Ludwigsfelder Straße für Air Liquide der Umschlagplatz für ganz Süddeutschland sein soll. „Arno Sander von Air Liquide hat erklärt, dass die Anlage am Tag angeblich nur von zehn LKW angefahren wird“, betont Schuler weiter. „Da frage ich mich schon, ob die uns für blöd verkaufen wollen. Das glaubt doch kein Mensch.“
Weitere Informationen zur Bürgerinitiative gibt es im Internet unter www.giftgasfreies-allach.org.
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